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Digitalisierung und KI: Deutschland ist nach wie vor zu langsam

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Autor: Jonas Völker

Der Digitalreport basiert auf einer aktuellen repräsentativen Bevölkerungsumfrage sowie auf Ergebnissen einer Umfrage von rund 500 Top-Führungskräften aus Wirtschaft und Politik.

Deutschland kommt weiterhin bei der Digitalisierung viel zu langsam voran und die Hoffnungen auf Besserung sind begrenzt: Weder Wirtschaft und Politik noch die Bevölkerung rechnen in den nächsten Jahren mit größeren Fortschritten. Dabei ist die Lage im Bereich digitaler Zukunftstechnologien prekär: 95 % der Führungskräfte sehen Deutschland bei der Digitalisierung im Rückstand. Das ist ein Ergebnis des Digitalreports 2024 des European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School und des Instituts für Demoskopie Allensbach. Der Digitalreport basiert auf einer aktuellen repräsentativen Bevölkerungsumfrage sowie auf Ergebnissen einer Umfrage von rund 500 Top-Führungskräften aus Wirtschaft und Politik; der Digitalreport erscheint 2024 zum fünften Mal.

Mehrheit rechnet mit langsamen und begrenzten Fortschritten

Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält es für zukunftsentscheidend, dass es bei der Digitalisierung rasche Fortschritte gibt; 74 % sind auch überzeugt, dass die künftige Entwicklung des Wohlstands von dem Tempo der Digitalisierung abhängt. Lediglich 23 % der Bevölkerung erwarten jedoch, dass es in den nächsten Jahren auf diesem Gebiet größere Fortschritte gibt, die Mehrheit rechnet höchstens mit langsamen und begrenzten Fortschritten.

Ähnlich kritisch urteilen die befragten Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik. Von ihnen sehen nicht nur 95 % einen Rückstand bei der Digitalisierung, sondern die große Mehrheit auch bei KI. 74 % sehen hier nicht nur Deutschland, sondern Europa insgesamt im Rückstand. Völlig anders fällt die Bilanz im Bereich Greentech aus. Hier sind 70 % überzeugt, dass Europa in diesem Bereich gut aufgestellt ist.

Bevölkerung sieht die Bundesregierung in der Pflicht

„Wir sollten uns besonders auf die Bereiche Greentech und KI fokussieren“, sagt Professor Philip Meissner vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School. „Bei Greentech können wir weltweit führend sein, bei KI können wir es uns nicht leisten zu verlieren.“ Außerdem brauche es endlich mehr Geschwindigkeit bei digitalen Basisangeboten wie der digitalen Verwaltung oder der digitalen Infrastruktur. Die Kompetenzen dafür müssten im Bund gebündelt werden, so Meissner: „Im Bereich GovTech gibt es in Europa schon exzellente digitale Lösungen. Diese können wir schnell und flächendeckend auch in Deutschland nutzen. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.“ Deregulierung solle dazu führen, dass auch Unternehmen bei der digitalen Transformation wieder Geschwindigkeit aufnehmen können. „Deutschland muss wieder für weltweit führende Lösungen stehen und nicht für die strengsten Vorschriften, insbesondere beim Datenschutz“, fasst Meissner zusammen.

Bei der Analyse der Ursachen für den digitalen Rückstand Deutschlands herrscht ein breiter Konsens: „Strategische Defizite, die Zersplitterung von Zuständigkeiten und unzureichende Investitionen werden als Hauptursachen für den fehlenden Fortschritt benannt“, sagt Professor Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Die Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik und die Bevölkerung stimmen bei dieser Einschätzung überein. In der Bevölkerung führen 65 % den Rückstand bei der Digitalisierung auf das Fehlen einer klaren Strategie zurück, 62 % auf die Zersplitterung der Zuständigkeiten auf Bund, Länder und Kommunen und 55 % auf zu geringe Investitionen.

Die Bevölkerung sieht hier vor allem die Bundesregierung in der Verantwortung: 69 % der Bevölkerung und 76 % der politisch Interessierten sind überzeugt, dass vor allem die Bundesregierung die Digitalisierung forcieren könnte. Mit einigem Abstand folgen Länderregierungen, Wirtschaft und die kommunale Ebene: 46 % sehen die Verantwortung auch bei den Länderregierungen, 39 % bei den Kommunen und 41 % bei der Wirtschaft.

Zu strenge Datenschutzbestimmungen bremsen Digitalisierung

Knapp die Hälfte der Bevölkerung macht auch die relativ strengen deutschen Datenschutzbestimmungen dafür verantwortlich, dass Deutschland bei der Digitalisierung zurückliegt. Immer mehr halten die deutschen Datenschutzbestimmungen für überzogen. Vor fünf Jahren waren davon 38 % der Bevölkerung überzeugt, vor zwei Jahren 41 %, aktuell 45 %.

Die Bürger und Bürgerinnen haben mit der Sammlung und Auswertung von Daten im Allgemeinen kein Problem, wenn dies einen Nutzen für die Allgemeinheit stiftet. Zwei Drittel der Bevölkerung halten es für gerechtfertigt, Daten zu sammeln, um Behördenangelegenheiten zu vereinfachen, 71 %, wenn der Staat durch die Sammlung von Daten Infrastrukturprojekte besser planen kann. Ebenfalls 71 % unterstützen die Nutzung von Steuerdaten zur Verfolgung von Steuerhinterziehung, 85 % die Auswertung von Telefon- oder Internetdaten, um Straftaten aufzuklären. Auch die Sammlung und Auswertung von Patientendaten für die medizinische Forschung ist aus Sicht von 85 % der Bevölkerung in Ordnung.

Wenn Daten für Marketingzwecke, im Kontext von Onlinekäufen oder für die Überprüfung der Kreditwürdigkeit genutzt werden sollen, votiert die Mehrheit für prohibitive Regelungen .

Digitalisierungsbemühungen der Politik überzeugen nicht

„Das Vertrauen, dass die Politik die Digitalisierung forcieren wird, ist gering. Wie schon in den vergangenen Jahren wird aktuell keiner Partei ausgeprägte Kompetenz für Digitalpolitik zugeschrieben“, sagt Professor Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Noch am ehesten genießen hier die Unionsparteien Vertrauen, aber ebenfalls nur bei einer kleinen Minderheit: 15 % sind überzeugt, dass die Unionsparteien das beste Konzept für die Digitalisierung haben, gefolgt von der FDP (8 %) und der SPD (6 %). 62 % schreiben keiner Partei überzeugende Konzepte zu.

Der vollständige Digitalreport steht zum kostenfreien Download zur Verfügung:

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