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Bitkom: Zukunft von deutschen Rechenzentren in Gefahr

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Autor: Jonas Völker

Bitkom Rechenzentren

Rechenzentren sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland, sehen aber ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem europäischen und globalen Markt in Gefahr, erklärt der Bitkom in einem neuen Positionspapier. Grund dafür sei nicht nur die bereits vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sehr hohen Stromkosten in Deutschland, sondern auch der zunehmende Fachkräftemangel und die noch immer zu stark auf analogen Prozessen beruhende Bürokratie.

Rahmendebingungen für CO2-neutrale Rechenzentren fehlen

Ab 2027 sollen neue Rechenzentren klimaneutral ausgelegt sein. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen seien noch nicht ausreichend gegeben, wie die Verbände Bitkom, eco und GDA in einem gemeinsamen Positionspapier darlegen. Insbesondere müsse die Energiewende drastisch beschleunigt werden, um die kontinuierliche Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien sicherzustellen.

„Rechenzentren stehen im Zentrum der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Ohne hochleistungsfähige Rechenzentren und Telekommunikationsnetze können wir die notwendige Digitalisierung und Dekarbonisierung Deutschlands nicht vorantreiben“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Größter Internetknoten Europas steht in Frankfurt

Hintergrund: Das Gebiet Frankfurt/Rhein-Main ist mit einem der größten Internetknoten der Welt (DE-CIX) der bedeutendste Rechenzentrums-Standort in Europa und baut aufgrund des Brexits seine Position kontinuierlich aus. Auch Standorte wie Berlin gewinnen weiter an Bedeutung. Insbesondere der sogenannte Colocation- und Housing-Markt ist einer der wesentlichen Treiber des Wachstums. Colocation bezeichnet die Bereitstellung von Rechenzentrumskapazität für Betreiber von IT-Systemen. 2020 machten Colocation-RZs, die oft von mehreren Unternehmen genutzt werden, bereits 40 % der RZ-Kapazität in Deutschland aus.

Die von funktionsfähigen Rechenzentren abhängige Internetwirtschaft erwirtschaftet in Deutschland 2022 insgesamt voraussichtlich 195 Mrd. Euro. Bis 2025 wird sich das Marktvolumen der gesamten Internetwirtschaft auf ca. 245 Mrd. Euro erhöhen und 7 % des deutschen BIPs ausmachen.

Rechenzentren: Die richtigen Weichen stellen

Wichtig sei außerdem, so die Verbände, die richtigen Weichen für diesen Weg zu stellen. Dazu gehört unter anderem:

  • die Sicherung von Fachkräften, nicht nur aus dem IT-Bereich, sondern auch aus den Gebieten Strom- und Klimaversorgung. Rund 130.000 Vollzeit-Arbeitskräfte sind aktuell in der RZ-Branche beschäftigt und zusätzliche 80.000 Arbeitsplätze sind indirekt von Rechenzentren abhängig. Das prognostizierte Wachstum der RZ-Branche gehe mit einem zukünftig noch höheren Bedarf an Fachkräften einher.
  • eine Neudefinition, wann Rechenzentren als kritische Infrastruktur (KRITIS) gelten. Momentan diene als einziger Indikator die Größe, gemessen an der elektrischen Leistung der IT. Kommunale IT-Infrastruktur wie Stadtwerke seien jedoch häufig bei kleineren Rechenzentren angesiedelt. Die IT-Leistung dürfe deshalb nicht der einzige Indikator sein.
  • die Priorisierung im Krisenfall: Vor dem Hintergrund der drohenden Energiekrise müssten systemrelevante IT-Infrastrukturen stärker berücksichtigt werden. Rechenzentren müssten bei der Aufstellung eines Energieverteilungsplans (Strom und Treibstoff) bei anhaltender Knappheit ebenso prioritär behandelt werden.
  • die Digitalisierung und Beschleunigung von Genehmigungsprozessen: Hierzu sollte das Investitionsbeschleunigungsgesetz auf Rechenzentren ausgeweitet werden. Genehmigungsprozesse benötigten teilweise mehr als 12 Monate, während in anderen EU-Ländern Verfahren häufig in wenigen Wochen abgeschlossen würden. Dies führe zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil.
  • die Förderung der Nutzung von Rechenzentrums-Abwärme: Wärmenetze älterer Generation müssten ertüchtigt, Abnahmeverpflichtung für städtische Energieversorger gesetzlich verankert werden. Insbesondere in Regionen mit hoher Rechenzentren-Kapazität könnten Rechenzentren maßgeblich zur kommunalen Wärmewende beitragen.
  • Handlungsbedarf gebe es auch bei den hohen Stromkosten in Deutschland. “Nur wenn die Energiekosten im europäischen und internationalen Vergleich wettbewerbsfähig sind, kann Deutschland zum Top-Standort für Rechenzentren werden“, heißt es in dem Papier. Entscheidend sei zudem die schnelle Umsetzung der Energiewende. Insbesondere für hochverfügbare Rechenzentren sei die kontinuierliche Verfügbarkeit von Strom von enormer Bedeutung.

Das vollständige Positionspapier “Perspektiven für eine nachhaltige Rechenzentren-Wirtschaft bis 2030” steht zum kostenlosen Download bereit.

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