Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, fordert, die längst bereitliegenden Werkzeuge zu nutzen, um die Ziele von Industrie 4.0 schnell und in immer mehr Bereichen zu erreichen.
Ziele von Industrie 4.0
Als vor zehn Jahren der Begriff Industrie 4.0 aus der Taufe gehoben wurde, gab es einige Lästereien. Die vierte industrielle Revolution – gab es denn überhaupt schon drei davor? Und vieles, was dort als Revolution gepriesen wurde – horizontale und vertikale Integration, lückenlose Datenflüsse – war das denn wirklich neu?
Nein, die Ziele waren nicht neu. Flexibilität, Losgröße 1, Transparenz und Offenheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit – das hatte die Industrie schon lange angestrebt. Und es gab auch schon „individuelle Helden“, die solche Ziele in Pilotprojekten erreicht hatten.
Der Werkzeugkoffer für Industrie 4.0
Was wirklich neu war, waren bzw. sind die Werkzeuge, die es ermöglichen, diese Ziele auf breiter Front zu erreichen. Am häufig zitierten Beispiel der Fouling-Erkennung eines Wärmetauschers erklärt: Ihn mit zusätzlicher Messtechnik ausstatten, einen jungen, promovierten Ingenieur Modelle rechnen lassen und die Detektion auf einem separaten Rechner laufen lassen – das ging schon in den 1980ern. Aber es war teuer, aufwendig und nur für den jeweiligen Einzelfall eine Lösung. Eine „handgestrickte Lösung“, die nur bei wirklich schwerwiegenden Problemen zum Einsatz kam.
Und jetzt (oder sehr bald) haben wir Schnittstellen wie NOA – NAMUR Open Architecture, über die wir an alle Daten kommen. Die Daten des Wärmetauschers werden als Verwaltungsschale vom Hersteller mitgeliefert. Zusätzliche Sensoren können schnell und einfach per Ethernet-APL oder 5G-Funk angeschlossen werden. Und dadurch ist es möglich, eine solche Überwachung für alle Objekte vom Typ Wärmetauscher auszurollen und flächendeckend zu nutzen. Die neuen Standards und Werkzeuge ermöglichen also statt „individueller Heldentaten“ eine flächendeckende Anwendung.
„Jetzt geht es an die Umsetzung“
Und dieser Werkzeugkoffer ist gut gefüllt. Neben denen im Wärmetauscherbeispiel genannten Bausteinen wie NOA, Ethernet-APL, 5G und Verwaltungsschale geht es um Digitale Zwillinge, Simulation, Augmented und Virtual Reality, Edge und Cloud Computing und OT Security. Die ersten 10 Jahre von Industrie 4.0 wurden also gut genutzt, ein breites Instrumentarium zu erarbeiten. „Jetzt geht es an die Umsetzung“, sagt Dagmar Dirzus von der GMA. Und Gunther Kegel von Pepperl+Fuchs betont: „Industrie 4.0 ist für mich die beste deutsche Marke seit ‚Made in Germany‘“. Jetzt sind also die Anwender aufgefordert, mit dem Werkeugkoffer an die Arbeit zu gehen und die Industrie besser zu machen: Flexibilität, Losgröße 1, Transparenz und Offenheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit.
Im atp magazin, wo sonst?
10 Jahre Industrie 4.0, das ist auch das Thema der neuen Ausgabe des atp magazins, das Sie in diesen Tagen erhalten. Dort finden Sie die genannten Zitate und außerdem einen großen Zeitstrahl zu zehn Jahre Industrie 4.0. Dazu gibt es praktisch zu jedem von mir genannten Werkzeug spannende Fachbeiträge. Das gibt es nur bei uns! Und so wird es auch in den nächsten 10 Jahren bleiben!
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting