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Warum es Industrie 5.0 nicht gibt

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Autor: Jonas Völker

Sind wir schon mitten in Industrie 5.0?
Foto: VISUALPOINT - stock-adobe.com

Jonas Völker, Redaktionsleiter des atp magazin, greift zur Hannover Messe 2024 die aktuelle Diskussion um den Begriff „Industrie 5.0“ auf.

Let’s travel back in time …

Noch auf Krücken trat die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel am 3. April 2011 kurz nach einer Meniskus-Operation vor die Mikrofone auf der Hannover Messe, um die schon damals größte Industrieschau zu eröffnen. Während ihrer Rede ließ sie eher beiläufig und spontan einen Begriff fallen, der uns auch heute noch beschäftigt: Industrie 4.0.

Aufgeschnappt hatte die Kanzlerin den Begriff wohl von Henning Kagermann, Wolfgang Wahlster und Wolf-Dieter Lukas, die ihn in ihrem zwei Tage zuvor erschienenen initialen Artikel „Industrie 4.0: Mit dem Internet der Dinge auf dem Weg zur 4. industriellen Revolution“ in den VDI-Nachrichten erstmals erwähnten. Fest steht: Wohl kaum ein Konzept hat die digitale Transformation während der letzten Dekade weltweit so geprägt wie dieses.

Wer sich nochmal die wesentlichen Industrie-4.0-Meilensteine anschauen möchte, dem sei unser Zeitstrahl zum 10. Geburtstag des industriellen Leitbilds empfohlen.

Aber warum ist das jetzt wichtig?

Weil schon seit einiger Zeit diskutiert wird, was danach kommt. Industrie 5.0?

Industrie 5.0: Sind wir nicht schon mittendrin?

Die kurze Antwort, wenn es nach dem Forschungsbeirat Industrie 4.0 und der Plattform Industrie 4.0 geht, lautet: Nein!

Warum? In einer aktuellen Stellungnahme kritisieren die beiden Organisationen, dass der Begriff „Industrie 5.0“ inzwischen immer häufiger verwendet werde, um den Menschen in der Digitalisierung stärker in den Fokus zu rücken. Dies greife aber laut den Verantwortlichen des Forschungsbeirats Industrie 4.0 und der Plattform Industrie 4.0 viel zu kurz. Schon immer gehe es bei der Digitalisierung um die bestmögliche Unterstützung des Menschen in der Produktion. Peter Liggesmeyer (Fraunhofer IESE), Sprecher der Wissenschaft im Forschungsbeirat Industrie 4.0, wird in einer begleitenden Pressemitteilung zur Stellungnahme folgendermaßen zitiert:

„Es besteht die Gefahr, dass der unnötige Begriff zu Verwirrung führt. Die Inhalte, die derzeit als Industrie 5.0 diskutiert werden, sind in Industrie 4.0 vollständig enthalten.“

Das softwaretypische Kürzel „4.0“ dürfe daher nicht als Versionszählung missverstanden werden. Der neue Begriff „Industrie 5.0“ werde nicht benötigt, denn die „Menschzentriertheit“ und der Nutzen für die Gesellschaft seien von Beginn an die wichtigsten Ziele von Industrie 4.0 gewesen. In eine ähnliche Kerbe schlug Thomas Tauchnitz an dieser Stelle bereits zum 10. Geburtstag von Industrie 4.0 im Juni 2021:

„Die vierte industrielle Revolution – gab es denn überhaupt schon drei davor? Und vieles, was dort als Revolution gepriesen wurde – horizontale und vertikale Integration, lückenlose Datenflüsse – war das denn wirklich neu?“

Der König ist tot, lang lebe der König?

Trotz der harschen Ablehnung der „Industrie 5.0“, die sicherlich ihre Berechtigung hat, bleibt die Frage: Was kommt denn dann jetzt?

Blicken wir auf die industrielle Realität, wäre es vermessen, die vierte industrielle Revolution als abgeschlossen zu betrachten. Jetzt also genau dies zu tun und direkt eine neue Ausbaustufe anzukündigen, wie es vielerorts schon geschieht, ist nicht zielführend. Aber muss jetzt zwingend etwas Neues kommen?

Vielmehr sollten wir die ersten Zeilen des Beitrags von Kagermann & Co. noch einmal genau lesen und uns überlegen, ob solche Diskussionen überhaupt angebracht sind und ob wir unsere Ressourcen nicht lieber anderweitig einsetzen müssten:

„ In der nächsten Dekade werden auf der Basis Cyber-Physischer Systeme neue Geschäftsmodelle möglich. Deutschland könnte hierbei die erste Geige spielen.“

Dabei sind wir, gelinde gesagt, in den vergangenen 13 Jahren bislang unter unseren Möglichkeiten geblieben.

Jonas Völker
Redaktionsleiter atp magazin
j.voelker@vulkan-verlag.de

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