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Künstliche Intelligenz: EU-Kommission stellt KI-Ethikleitlinien vor

Die EU-Kommission hat die nächsten Schritte vorgestellt, um das Vertrauen in Künstliche Intelligenz (KI) zu stärken. Dazu hat sie gemeinsam mit einer im Juni 2018 eingerichteten Gruppe unabhängiger Experten Voraussetzungen für eine vertrauenswürdige KI entwickelt. Bitkom-Präsident Achim Berg lobte das Vorgehen, warnte aber davor "KI nicht nur zu diskutieren".

von | 04.11.20

Aufbauend auf der Arbeit der im Juni 2018 eingerichteten Gruppe unabhängiger Experten leitet die Kommission eine Pilotphase ein, um sicherzustellen, dass die ethischen Leitlinien für die Entwicklung und Nutzung künstlicher Intelligenz in der Praxis umgesetzt werden können. Die Kommission fordert die Industrie, Forschungseinrichtungen und Behörden auf, die von der hochrangigen Expertengruppe erstellte detaillierte Bewertungsliste zu testen, die die Leitlinien ergänzt.
Diese Pläne zählen zu den Zielen der im April 2018 vorgestellten KI-Strategie, die darauf abzielt, die öffentlichen und privaten Investitionen in den nächsten zehn Jahren auf mindestens 20 Mrd. Euro jährlich zu steigern, mehr Daten verfügbar zu machen, Talente zu fördern und Vertrauen zu schaffen.
Die Kommission verfolgt einen dreiteiligen Ansatz: die Festlegung von Kernanforderungen an eine vertrauenswürdige KI, die Einleitung einer groß angelegten Pilotphase, um Rückmeldungen von den Interessenträgern einzuholen, und die Arbeit an einem internationalen Konsens über den Aufbau einer menschenzentrierten KI.
Die Ethikleitlinien für KI
Eine vertrauenswürdige KI muss alle geltenden Gesetze und Vorschriften einhalten und eine Reihe von Anforderungen erfüllen. Spezifische Bewertungslisten sollen dazu beitragen, die Erfüllung der einzelnen Kernanforderungen zu überprüfen:

  1. Vorrang menschlichen Handelns und menschlicher Aufsicht: KI-Systeme sollten gerechten Gesellschaften dienen, indem sie das menschliche Handeln und die Wahrung der Grundrechte unterstützen‚ keinesfalls aber sollten sie die Autonomie der Menschen verringern, beschränken oder fehlleiten.
  2. Robustheit und Sicherheit: Eine vertrauenswürdige KI setzt Algorithmen voraus, die sicher, verlässlich und robust genug sind, um Fehler oder Unstimmigkeiten in allen Phasen des Lebenszyklus des KI-Systems zu bewältigen.
  3. Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement: Die Bürgerinnen und Bürger sollten die volle Kontrolle über ihre eigenen Daten behalten und die sie betreffenden Daten sollten nicht dazuverwendet werden, sie zu schädigen oder zu diskriminieren.
  4. Transparenz: Die Rückverfolgbarkeit der KI-Systeme muss sichergestellt werden.
  5. Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness: KI-Systeme sollten dem gesamten Spektrum menschlicher Fähigkeiten, Fertigkeiten und Anforderungen Rechnung tragen und die Barrierefreiheit gewährleisten.
  6. Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen: KI-Systeme sollten eingesetzt werden, um einen positiven sozialen Wandel sowie die Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortlichkeit zu fördern.
  7. Rechenschaftspflicht: Es sollten Mechanismen geschaffen werden, die die Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht für KI-Systeme und deren Ergebnisse gewährleisten.

Im Sommer 2019 wird die Kommission eine Pilotphase unter Beteiligung eines breiten Spektrums von Interessenträgern einleiten. Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Organisationen können schon jetzt der Europäischen KI-Allianz beitreten. Sie werden dann benachrichtigt, wenn das Pilotprojekt beginnt. Darüber hinaus stehen die Mitglieder der hochrangigen Expertengruppe für KI bereit, um dabei zu helfen, den einschlägigen Interessenträgern in allen Mitgliedstaaten die Leitlinien näher zu bringen und zu erläutern.
Um die ethisch vertretbare Entwicklung der KI zu gewährleisten, wird die Kommission darüber hinaus bis Herbst 2019 Folgendes tun: Einrichtung mehrerer Netze von KI-Spitzenforschungszentren; Beginn der Einrichtung von Netzen digitaler Innovationszentren; Einstieg in Gespräche mit den Mitgliedstaaten und Interessenträgern, um ein Modell für eine gemeinsame Datennutzung und die bestmögliche Verwendung gemeinsamer Datenräume zu entwickeln und umzusetzen.
Bitkom-Präsident Berg: "Ethische Fragen müssen von Beginn an mitgedacht werden"
„Mit den heute vorgelegten Ethikleitlinien sendet Europa ein klares Signal: Ethische Fragen müssen bei Entwicklung und Einsatz Künstlicher Intelligenz von Beginn an mitgedacht werden. Europa wählt damit einen eigenen, eben europäischen Weg. KI muss ethischen Leitlinien folgen, darf sie nicht ignorieren und ihnen schon gar nicht widersprechen. Die Leitlinien sollten Grundlage für alle Unternehmen sein, die Künstliche Intelligenz in Europa entwickeln und anwenden, und können zudem den Anstoß für einen internationalen Dialog über ethische Regeln für KI geben.
Zugleich müssen wir in Deutschland und Europa aufpassen, dass wir über KI nicht nur diskutieren, sondern dass wir KI auch machen. In die weltweite Spitzengruppe kommen wir nur, wenn wir in Forschung, Entwicklung und Einsatz von KI-Anwendung mit Nachdruck und Tempo aktiv werden.
Mindestens ebenso wichtig wie ethische Leitlinien sind unternehmerischer Mut und Tatkraft. Die Ethikleitlinien geben den Verantwortlichen in den Unternehmen eine Checkliste an die Hand, was sie bei KI-Technologien beachten sollten und wie sie diese auf vertrauenswürdige Weise einsetzen können. Zum jetzigen Zeitpunkt, wo sich viele Unternehmen aufmachen, KI in der Breite anzuwenden, ist dies ein wichtiger Schritt. Wir fordern die Unternehmen auf, sich an den heute vorgestellten Leitlinien zu orientieren und ihre Erfahrungen in die geplante Weiterentwicklung der Leitlinien einzubringen.“
Die vollständigen Leitlinien der EU-Kommission können hier kostenfrei heruntergeladen werden.

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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