Im November 2023 hat das Fraunhofer-Institut in Lemgo das weltweit erste omlox-Prüflabor akkreditiert. Lemgo erfüllt demnach alle technischen und organisatorischen Voraussetzungen und verfügt über das Know-how, um eine omlox-Komponente auf Konformität zum Standard zu überprüfen.
Die PROFIBUS Nutzerorganisation hat die Akkreditierung vorgenommen. Fraunhofer möchte die zukünftigen wissenschaftlichen Erkenntnisse des Prüflabors für die technologische Weiterentwicklung des Standards einsetzen, um dadurch die Technologiestandorte Deutschland und Europa nachhaltig zu stärken.
Neuer Standard für Lokalisierung?
„omlox“ – dieser Standard ermöglicht erstmals eine technologie- und herstellerunabhängige Bereitstellung von Lokalisierungsinformationen in Produktionsumgebungen. Verschiedene Lokalisierungstechnologien wie z. B. Ultrabreitbandfunk (kurz UWB, welcher bei Lokalisierungssystemen aufgrund seiner Robustheit weit verbreitet ist), 5G, RFID, QR-Codes oder GPS lassen sich in einem omlox-System gemeinsam und mit einheitlichen Schnittstellen nutzen.
Außerdem gewährleistet der Standard, dass sogenannte omlox-Satelliten (Bestandteile der Lokalisierungsinfrastruktur in einem Gebäude) mit den omlox-Tags (Geräte, die über Signale lokalisiert werden) herstellerunabhängig interagieren können. Die PROFIBUS Nutzerorganisation e.V. betreut den neuen Technologiestandard.
Durch diese Eigenschaften gilt omlox in Fachkreisen als wegweisender Lokalisierungsstandard mit Schlüsselfunktionen für die fortschreitende Digitalisierung in der Industrie und Logistik. Sein breites Anwendungsspektrum adressiert wesentliche Herausforderungen und schafft zukunftsrelevante Veränderungsperspektiven für Unternehmen. Im Fokus stehen dabei mehrere zentrale Einsatzbereiche, die maßgeblich zur Effizienzsteigerung und Optimierung industrieller Prozesse beitragen:
- Tracking von Produkten, Werkzeugen, Aufträgen, Fahrzeugen und Personen
- Automatische Buchung und Dokumentation von Prozessfortschritten
- Ortsbezogene Information und Steuerung
- Autonomer Transport
- Sicherheitsrelevante Anwendungen
Zertifizierung von omlox-Komponenten
Eine Hersteller-unabhängige Technologie wie omlox wird in ihrer Funktion und in Ihren Schnittstellen durch Standards beschrieben. Damit die Komponenten (Hardware und Software) verschiedener Hersteller miteinander in einem System funktionieren, müssen die Komponenten exakt gemäß den Standards implementiert werden.
Ist dies der Fall, spricht man von Konformität. Diese erfordert eine Überprüfung, um für Anwender eine hohe Systemqualität und Nutzbarkeit gewährleisten zu können. Im weltweit ersten Prüflabor wird diese Konformität ab sofort getestet und bestätigt, damit Komponenten eine omlox-Zertifizierung erhalten können.
Die Fraunhofer-Experten beteiligen sich auch in den omlox-Gremien an der aktiven Weiterentwicklung des Standards:
- Mitwirken bei der Entwicklung der Testspezifikationen
- Durchführen von Interoperabilitätstests
- Analysen der Positioniergenauigkeit
- Umsetzung und Analyse von Use-Cases
Des weiteren forschen sie an neuen Ansätzen wie z. B. die Realisierung von Anwendungen mit der Anforderung an funktionale Sicherheit oder die Lokalisierung von Personen und Assets mit Videosystemen und Sensordecken.
Lokalisierung braucht dringend einen neuen Standard
omlox-Laborleiter Harry Fast freut sich über die erfolgreiche Akkreditierung und die bevorstehenden Aufgaben: „Wir sind davon überzeugt, dass ein Standard wie omlox für die Lokalisierung im industriellen Kontext längst überfällig ist. Mit dem Prüflabor möchten wir unseren Teil dazu beitragen, dass die Voraussetzungen für einen funktionierenden, interoperablen Standard gegeben sind und somit das Vertrauen für eine breite Marktdurchdringung geschaffen wird.“
Der stellvertretende Laborleiter Florian Hufen ergänzt: „Die Weiterentwicklung des omlox-Standards, der Testumgebungen und der Applikationen ist in vollem Gange. Bei Fraunhofer erforschen wir u. a. neue Prüf- und Schnittstellenkonzepte. In unserer SmartFactoryOWL prüfen wir Komponenten und ganze Systeme auch in der realen Anwendung.“
Dr. Holger Flatt leitet bei Fraunhofer in Lemgo den Bereich, zu dem das neue Labor gehört: „Lokalisierung ist eine der technischen Lösungen, die noch viel Effizienzgewinn in einer Produktion verspricht – dieser Schatz kann aber nur gehoben werden, wenn die Systeme sich interoperabel in Industrie 4.0-Umgebungen integrieren lassen. Hier haben wir Ideen wie man das schaffen kann!“