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Netzinfrastruktur: ZVEI veröffentlicht Vorschläge für den Aus- und Umbau

Kategorie:
Thema:
Autor: Jonas Völker

Stromnetz

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Damit soll auch der Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 80 Prozent steigen. So die Eröffnungsbilanz Klimaschutz, die am 11. Januar 2022 von Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz vorgelegt wurde. Mit Blick auf den steigenden Strombedarf sieht der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI e.V. die Notwendigkeit, das Stromsystem massiv und flexibel auszubauen. Diesbezüglich hat der ZVEI e.V. nun Vorschläge veröffentlicht, die den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur signifikant beschleunigen sollen:

1. Regelmäßiges Monitoring

Wirksame Modernisierungsmaßnahmen in den Netzen sollten zügig in Angriff genommen werden. Dazu zählt unter anderem ein flächendeckender Einbau smarter Sensorik. Diese Maßnahmen sollten durch ein Monitoring begleitet werden, und zwar durch ein sogenanntes „Smart-Grid-Readiness-Indicator“. Das Ziel: Prioritäten für eine bessere Netzauslastung setzen, Engpässe aufzeigen und Schwerpunkte für Investitionen fördern.

2. Digitalisierung und Resilienz von Stromnetzen fördern

Der Einsatz von Leistungselektronik, Netzintelligenz, Demand-Side-Management und digitale Grid-Edge-Lösungen sollte konsequent gefördert werden. Gleichzeitig sollten Stromnetze als kritische Infrastrukturen widerstandsfähiger gemacht werden. Zum Beispiel durch Wetterschutz, feuersichere Betriebsmittel oder unterirdische Verlegung. Ihr Schutz vor Cyberattacken sollte mitgedacht und erhöht werden.

3. Stärkere Durchdringung der Netze mit Sensorik und Aktorik

In den Verteilnetzen sollten umlagefähige Digitalisierungsinvestitionen ermöglicht werden, beispielsweise durch die Anpassung der Anreizregulierungs-Verordnung (ARegV). Damit soll laut der ZVEI e.V. eine stärkere Durchdringung der Netze mit Sensorik und Aktorik erreicht werden.

4. Fokus auf Erweiterungs- statt Ersatzinvestitionen

Die Maßnahmen sollten vorausschauend geplant sein und dadurch das Netz an der Übergabestelle zum Kunden und an weiteren Netzknoten auf die Energiewende vorbereiten, statt reaktiv den Ausbau der Erneuerbaren und die Sektorkopplung auszubremsen. Hierbei wird der Fokus auf Erweiterungsinvestitionen als Ergänzung zu Ersatzinvestitionen empfohlen, um Engpässe zu wenigen Zeitpunkten im Jahr mittels flexibler Lösungen vermeiden zu können. Dadurch kann auch der reine Kupferausbau verringert werden: Statt also auf einen reinen „rohen“ Netzausbau (oder -Austausch) durch Kupfer zu setzen, sollten die vorhandenen Netzstränge durch digitale Konzepte erweitert werden, um diese Verbrauchsspitzen ausgleichen zu können.

5. Transparenz in den Stromnetzen durch mehr Sensorik

Eine Voraussetzung für variable Netzentgelte und effiziente Netzintegration ist die „Beobachtbarkeit“ in den Stromnetzen. Dies gelingt nur durch mehr Sensorik und verbesserte Fernüberwachung sowie den Einbau intelligenter Messsysteme. Dies ist die Grundlage dafür, eine Reform der Netzentgelte voranzutreiben. Das Ziel: Transparenz stärken, eine flexible Ein- und Ausspeisung in Abhängigkeit vom Netzzustand fördern und die Kosten der Integration der erneuerbaren Energien fair verteilen.

6. Leistung statt Energie bepreisen

Um die Kosten des Netzbaus zu verteilen, sollte mit den Vorbereitungen zur Umstellung der Netzentgelte von kWh auf kW begonnen werden. Künftig sollte Leistung statt Energie bepreist werden. Dadurch wird ein Anreizsystem geschaffen, den Leistungsbezug zu minimieren.

7. Gesetzliche Grundlagen schaffen

Für den Zugriff von Netzbetreiber auf flexible Verbraucher, wie beispielsweise Ladesäulen, Wärmepumpen oder PV-Anlagen, sollte eine regulatorische Grundlage geschaffen werden. Nur so können Netzbetreiber bei Engpässen den flexiblen Verbrauch in Haushalte verschieben, um den nicht-flexiblen Verbrauch aufrechterhalten zu können. Aktuell ist zum Beispiel das Laden von Elektroautos zur netzdienlichen Flexibilität nicht nutzbar. Das Mittel der Flexibilisierung durch Digitalisierung ist notwendig, damit die Integration der Technologien zur durchgängigen, sektorübergreifenden Elektrifizierung funktionieren kann. Andernfalls könnte es darauf hinauslaufen, dass die Integration auf einen langsamen und ausschließlichen Kupferausbau warten muss.

8. Rollout der Smart-Meter-Gateway beschleunigen

Der Rollout der Smart-Meter-Gateways (SMGW) sollte beschleunigt werden. Entsprechende Vorschläge für die Gateway-Standardisierung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik liegen bereits vor. Darin sind unter anderem die Absenkung der Pflichteinbauschwelle für SMGW für Einheiten mit einem Strombedarf von mindestens 4.000 kWh pro Jahr und die Festlegung des 90-Prozent-Einbauziels auf 2025 enthalten. Auch die Freigabe für das Steuern von EEG-Anlagen in der Markterklärung, die rasche Verabschiedung der Technischen Richtlinie 5 (SMGW-Anforderungen) und die Implementierung der Prüfungsverfahren für Systemeinheiten spielen eine Rolle.

9. Zielbild Netzintegration umsetzen

Als Zielbild für nachhaltige Netzintegration sollte der digitale Netzanschluss definiert werden. Und zwar als Kombination aus intelligentem Messsystem und aktiver Steuerung über ein Home-Energy-Managementsystemen (HEMS), Lademanagementsystemen oder entsprechenden Systemeinheiten. Erst das gibt allen Markteilnehmern eine planbare Grundlage für Investitionen. Die Standardisierung eines Betriebskonzepts mit Sollwertvorgaben am stromseitigen Netzanschlusspunkt eines Gebäudes oder einer Liegenschaft sollte dabei passend gestaltet und gefördert werden.

Weitere Informationen zu den Vorschlägen des ZVEI e.V. finden Sie hier.

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