Generic filters
FS Logoi

Datenschutzkonforme KI-Nutzung könnte schwieriger werden

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und insbesondere die Entwicklung von KI-Systemen könnten in Europa schon bald noch deutlich schwieriger werden. Darauf macht der Digitalverband Bitkom im Vorfeld einer für die kommenden Tage erwarteten Stellungnahme des Europäischen Datenschutzausschusses (EDSA) aufmerksam.

von | 13.12.24

Schon heute sehen 70 % aller Unternehmen Datenschutzverstöße als größtes Risiko beim KI-Einsatz.
Foto: kras99 - stock-adobe.com

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und insbesondere die Entwicklung von KI-Systemen könnten in Europa schon bald noch deutlich schwieriger werden. Darauf macht der Digitalverband Bitkom im Vorfeld einer für die kommenden Tage erwarteten Stellungnahme des Europäischen Datenschutzausschusses (EDSA) aufmerksam.

EDSA-Papier könnte datenschutzkonforme KI-Nutzung praktisch ausschließen

Aktuell wird befürchtet, dass in einem Papier zum Spannungsfeld von KI und Datenschutz festgehalten wird, dass das in der Datenschutz-Grundverordnung vorgesehene sogenannte berechtigte Interesse als Rechtsgrundlage für die Verarbeitung personenbezogener Daten nur noch in Ausnahmefällen für das Training von KI angewendet werden darf. Unternehmen müssten dann in jedem Einzelfall die Nutzung per jederzeit widerrufbarer Einwilligung erfragen, was eine datenschutzkonforme KI-Nutzung praktisch ausschließen würde. Oder sie müssten auf Anonymisierung von Daten zurückgreifen, was aber nicht immer vollständig technisch umsetzbar und insbesondere auch für kleine und mittelständische Unternehmen mit hohem Aufwand verbunden ist.

„Wir dürfen bei KI keine Vollbremsung machen. Entwicklung und Einsatz von Künstlicher Intelligenz sind entscheidend für unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere digitale Souveränität“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Umso bedauerlicher ist es, dass der EDSA im Vorfeld einer Entscheidung mit solcher möglichen Tragweite keinen echten Dialog mit der Wirtschaft gesucht oder ermöglicht hat.“

Datenschutz behindert KI-Entwicklung heute schon

Der EDSA versammelt die nationalen Datenschutzbehörden und soll eine einheitliche Anwendung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in allen Ländern sicherstellen. Seine Stellungnahmen, Empfehlungen und Leitlinien sind nicht bindend, sie sind aber Orientierungshilfen für die Aufsichtsbehörden der EU-Mitgliedsstaaten. Zudem orientieren sich der Europäische Gerichtshof sowie nationale Gerichte an ihnen. Eine entsprechende Einlassung des EDSA würde damit mindestens zu neuer Rechtsunsicherheit für Unternehmen führen, die selbst KI-Modelle entwickeln und trainieren, aber auch für alle Unternehmen, die bestehende Modelle mit eigenen Daten anreichern und ergänzen. Schon heute sehen 70 % aller Unternehmen und sogar 80 % der Unternehmen, die KI nutzen, Datenschutzverstöße als größtes Risiko beim KI-Einsatz. 52 % der Unternehmen geben an, dass der Datenschutz den KI-Einsatz behindert.

In einem aktuellen Positionspapier zum Datenschutz bei KI-Entwicklung und KI-Einsatz fordert Bitkom daher, dass das berechtigte Interesse von Unternehmen, KI auch mit personenbezogenen Daten zu trainieren, als ausreichende Rechtsgrundlage nach der DSGVO anerkannt wird, sofern nicht die Interessen der betroffenen Personen dagegen sprechen und schwerer wiegen Zugleich sollte es klare Vorgaben für eine Interessensabwägung mit dem Datenschutz geben, damit Unternehmen Rechtssicherheit haben. Mit Blick auf den EDSA plädiert Bitkom für die Einführung verbindlicher, verpflichtender und transparenter Konsultationsverfahren, um die Wirtschaft auf nationaler und europäischer Ebene frühzeitig einzubinden. Nur so könnten jenseits rechtlicher Fragen auch technische und praktische Herausforderungen ausreichend berücksichtigt werden.

„Datenschutz ist ein hohes Gut und fundamentaler Teil unseres demokratischen Wertesystems. Wir müssen aber die im europäischen Datenschutzrecht vorgesehenen Möglichkeiten auch nutzen und dürfen nicht regelmäßig die strengstmögliche Auslegung suchen“, so Dehmel. „Wir sehen schon heute, dass bestimmte KI-Dienste aufgrund rechtlicher Unsicherheit nicht in Europa angeboten werden. Davon sind auch Bürgerinnen und Bürger betroffen, die von technologischen Entwicklungen abgekoppelt werden.“

Vollständiges Positionspapier zum kostenfreien Download

Das vollständige Positionspapier „Bitkom views on data protection issues relating to the development and the use of Artificial Intelligence (AI)“ steht zum Download bereit:

Zum Download

Weitere Informationen gibt es unter www.bitkom.org.

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

IT4OT Services: Neues NAMUR-Praxispapier erschienen
IT4OT Services: Neues NAMUR-Praxispapier erschienen

Der Arbeitskreis 4.22 „IT/OT Convergence“ der NAMUR hat ein neues AK-Praxispapier mit dem Titel „IT4OT Services“ veröffentlicht. Das Papier hat das Ziel, unabhängig der im Unternehmen vorhandenen IT/OT Organisation, die Verantwortlichen darin zu unterstützen benötigte OT-Anforderungen zu definieren, für die IT4OT Services benötigt werden. Das deutschsprachige Dokument steht zum kostenfreien Downlaod zur Verfügung.

mehr lesen
Wasserstoffhochlauf: VDI veröffentlicht praxisnahe Handlungsempfehlungen
Wasserstoffhochlauf: VDI veröffentlicht praxisnahe Handlungsempfehlungen

Der Wasserstoffhochlauf braucht andere Maßstäbe als ein ausgereifter Markt, erklärt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in einer Pressemeldung. Technologien im Aufbau müssten sich zunächst technologisch, infrastrukturell und industriell etablieren, bevor sie sich vollständig dem Wettbewerbsdruck stellen können. Eine Bewertung allein nach heutigen Kosten- und Marktparametern sei daher nicht angemessen. In diesem Kontext greife die Kritik des Bundesrechnungshofs hinsichtlich der heutigen hohen Kosten zu kurz, notwendig sei ein breiterer Blick auf die Ursachen.

mehr lesen
Was ist Industrial AI? ZVEI veröffentlicht neues Whitepaper
Was ist Industrial AI? ZVEI veröffentlicht neues Whitepaper

Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig, auch der Einsatz in der Elektro-und Digitalindustrie weckt große Erwartungen. Aber was steckt eigentlich hinter der industriellen KI oder Industrial AI? Was unterscheidet Industrial AI von generativer KI und welche Vorrausetzungen braucht der Einsatz von industrieller KI in der EDI? Das zeigt das neue Whitepaper des ZVEI, das zum kostenfreien Download zur Verfügung steht.

mehr lesen
Tarifverhandlungen: Mindestjahresbezüge in der Chemie bleiben 2026 unverändert
Tarifverhandlungen: Mindestjahresbezüge in der Chemie bleiben 2026 unverändert

Aufgrund der existenziellen Krise in der Chemieindustrie gelten die 2024 ausgehandelten Mindestjahresbezüge für akademisch gebildete naturwissenschaftliche und technische Angestellte in der Branche auch im Jahr 2025 unverändert weiter. Darauf haben sich der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und der Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie (VAA) nach mehreren intensiven Gesprächsrunden verständigt.

mehr lesen

atp weekly

Der Newsletter der Branche

Ihr kostenfreier E-Mail-Newsletter für alle Belange der Automatiserung.

Sie möchten das atp magazin testen

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen das atp magazin kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03