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Bitkom-Studie: Digitalisierung unabdingbar für Klimaziele

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Autor: Jonas Völker

Bitkom Klimaziele

Die deutsche Wirtschaft setzt weiterhin stark auf den Klimaschutz und will zu großen Teilen die Klimaziele der Politik übertreffen. Fast die Hälfte der Unternehmen (45 %) will bereits bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein – weitere 37 % bis 2040. Die Digitalisierung wird dabei eine große Rolle spielen: Jedes Unternehmen, das eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt (52 %) oder plant (37 %), integriert darin digitale Technologien. Bei einem Viertel (24 %) sind digitale Technologien für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele sogar entscheidend. Bei 27 % haben sie „große Bedeutung“ und bei 42 % „eher große Bedeutung“ – das sind in Summe 93 %.

Lediglich bei 4 % der Unternehmen haben digitale Technologien und Anwendungen eine „eher geringe Bedeutung“ für die Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie. Ganz ohne Digitalisierung kommt kein einziges Unternehmen mit Nachhaltigkeitszielen aus. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 506 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Bitkom.

Digitale Technologien ermöglichen mehr Energieeffizienz

„Deutschland muss den Verbrauch von Öl, Gas und Kohle massiv senken – nur so können der CO2-Ausstoß gesenkt, die Klimaziele erfüllt und die Abhängigkeit von Russland beendet werden. Das wird ohne eine drastisch gesteigerte Energieeffizienz mithilfe digitaler Technologien nicht gelingen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Die Bundesregierung hat für Deutschland das Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2045 nicht mehr Treibhausgase auszustoßen, als an anderer Stelle gebunden werden. Der weit überwiegende Großteil der Unternehmen unterstützt dieses Ziel, lediglich 8 % der Unternehmen in Deutschland können oder wollen Klimaneutralität bis 2045 nicht realisieren. Jedes hundertste Unternehmen sieht sich heute bereits als klimaneutral.

Technologien als Booster für die Klimaziele

Die Klimaeffekte von Digitalisierungsmaßnahmen sind für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen bereits sichtbar: Bei 77 % ist der CO2-Ausstoß durch den Einsatz von Technologien und Anwendungen insgesamt gesunken. Gefragt danach, welche Technologien im eigenen Unternehmen einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten könnten, ganz unabhängig davon, ob sie bereits eingesetzt werden, nennt die Mehrheit (71 %) Cloud Computing: Der Betrieb von Servern, Speichern und Anwendungen in einem großen Rechenzentrum ist in der Regel effizienter als der Betrieb dieser Infrastruktur vor Ort in jedem einzelnen Unternehmen.

Die Hälfte (52 %) sieht im Internet of Things (IoT) Potenzial für mehr Klimaschutz: Die Vernetzung von Geräten und Maschinen über das Internet hilft, die Energieeffizienz zu steigern. Ebenso viele heben Big Data und Analytics sowie die Automatisierung von Geschäftsprozessen hervor (je 51 %). 47 % betonen das Potenzial von Videokonferenzen, etwa um Dienstreisen oder Berufspendeln zu vermeiden. Ein Drittel (36 %) bescheinigt Künstlicher Intelligenz Klimaschutzpotenzial im eigenen Unternehmen, z. B. durch ein intelligentes Gebäudemanagement oder eine sich selbst optimierende Steuerung von Produktionsprozessen. Zu den gängigen KI-Anwendungen zählt auch die so genannte Predictive Maintenance.

„Die Einsatzbereiche sind vielfältig: Künstliche Intelligenz, Vernetzung und Datenanalyse können den Energieeinsatz in produzierenden Unternehmen stark reduzieren, im Handel Logistikprozesse optimieren oder mit einer smarten Verkehrssteuerung Abgase vermeiden“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Digitalisierung ist langfristig von Vorteil

Grundsätzlich sehen drei Viertel der Unternehmen der deutschen Wirtschaft (75 %) in der Digitalisierung vor allem eine Chance für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. 21 % nehmen allerdings eine Risikoperspektive ein. Dabei lohnt sich der Einsatz digitaler Technologien nicht nur durch Effizienzgewinne: 89 % meinen, dass Unternehmen, die in digitale Technologien investieren, langfristig im Vorteil seien. 91 % fordern, die Ausbildung von IT-Fachkräften um Klima- und Nachhaltigkeitsaspekte zu ergänzen. 82 % wünschen sich insgesamt mehr Beratungsangebote, wie digitale Technologien für mehr Nachhaltigkeit genutzt werden können.

Welche Maßnahmen für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit setzen die Unternehmen intern um? Die Hälfte (49 %) verzichtet bereits weitestgehend auf Ausdrucke, um Papier zu sparen und andere Ressourcen zu schonen. 47 % haben sich energieeffiziente Hardware angeschafft, z. B. entsprechende Monitore oder Drucker. 39 % schicken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz oder teilweise bei dafür geeigneten Tätigkeiten ins Home Office, um das Pendeln von und zur Arbeit zu verringern. Mehr als ein Viertel (28 %) erlaubt im Sinne der Ressourcenschonung die private Nutzung von Dienstgeräten wie Smartphones oder Laptops.

Die Hälfte sieht in Refurbished-IT ein wichtiges Zukunftsthema

Der Trend zu so genannter Refurbished-IT, also zu gebrauchten, aber professionell aufbereiteten IT-Geräten erreicht die Wirtschaft allerdings nur langsam. Nicht einmal jedes zwanzigste Unternehmen (4 %) nutzt Refurbished-Produkte – und das auch nur in Einzelfällen. Weitere 13 % ziehen dies zumindest für die Zukunft in Erwägung. Ein Viertel (25 %) hat sich damit beschäftigt, aber dagegen entschieden, 53 % lehnen den Einsatz komplett ab. Gleichwohl betonen zwei Drittel aller Unternehmen (68 %), die Nutzung von Refurbished-IT leiste einen wichtigen Beitrag, um Ressourcen und Rohstoffe zu sparen. Mehr als die Hälfte (56 %) meint, es sollten möglichst viele Unternehmen den Einsatz von Refurbished-IT zumindest prüfen. 51 % halten die Nutzung von Refurbished-IT für ein wichtiges Zukunftsthema.

Ein Viertel misst CO2-Emissionen digital

Um den unternehmenseigenen ökologischen Footprint zu kennen, setzen bereits 28 % aller Unternehmen auf eine digitale Messung ihrer CO2-Emissonen. Weitere 30 % planen dies. „Den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens zu berechnen, ist komplex. Unternehmen müssen dies jedoch zunehmend tun, um ihren Berichtspflichten nachzukommen. Mit einer digitalen Messung lassen sich die Emissionen verlässlich dokumentieren, das macht zielgerichtete CO2-Minderungsmaßnahmen leichter“, sagt Rohleder.

Jedes dritte Unternehmen in Deutschland (35 %) kompensiert bereits CO2-Emissionen – weitere 34 % planen dies. Gefragt danach, aus welchen Gründen sie nachhaltiger werden wollen, betonen 6 von 10 Unternehmen (63 %), die eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen oder dies planen, in erster Linie das Klima schonen zu wollen. Darüber hinaus geht es aber auch um positive Auswirkungen auf die Reputation: 60 % wollen mit gutem Beispiel vorangehen, 52 % wollen ihr Image verbessern und jedes dritte Unternehmen will dadurch auch als Arbeitgeber attraktiver werden (32 %).

Die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, spielt ebenfalls eine Rolle: 39 % der Unternehmen mit geplanter oder vorhandener Nachhaltigkeitsstrategie möchten damit den Erwartungen ihrer Kundschaft entsprechen, 28 % gehen davon aus, auf diesem Wege Geld zu sparen und bei jedem vierten Unternehmen wird nachhaltiges Handeln von Geschäftspartnern verlangt (25 %). Ein Drittel wird zudem nachhaltiger, weil es sich an entsprechende staatliche Vorgaben anpassen muss (33 %).

Klimaziele: Forderungen an die Politik werden lauter

Aus Sicht der Unternehmen ist die Politik gefordert, wenn es um den Ausbau erneuerbarer Energien geht (96 %). 79 %wünschen sich von der Politik mehr Beratungsangebote, wie sie mithilfe der Digitalisierung klimaneutral werden können. Mehr als die Hälfte (58 %) fordert, dass der Staat mit gutem Beispiel vorangeht und auf Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von IT-Dienstleistungen und digitalen Geräten im öffentlichen Sektor achtet. 52 % fordern finanzielle Anreize zur Investition in digitale Technologien, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

„Energieeffizienz, Klimaschutz und die Dekarbonisierung hängen untrennbar mit der Digitalisierung zusammen. Superabschreibungen für Investitionen in digitale Technologien, die im Koalitionsvertrag festgehalten sind, müssen jetzt zügig umgesetzt werden. Je mehr Unternehmen grüne Technologien einsetzen, auf diese Weise Energie sparen und ihren CO2-Ausstoß reduzieren, desto größer ist der Beitrag, der für das Klima und auch die Abkehr von russischem Gas und Öl geleistet wird“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Weitere Förderprogramme, die gezielt Digitalisierungsmaßnahmen mit positivem Nachhaltigkeitseffekt in den Blick nehmen, etwa den Einsatz digitaler Zwillinge oder das an KMUs gerichtete Programm „Digital Jetzt“ könnten die Superabschreibungen sinnvoll flankieren.

Wichtig ist aus Bitkom-Sicht auch, die Bereitstellung von Green Data zu beschleunigen. Öffentlich verfügbare Daten, wie Umweltdaten, Energieverbrauche und Mobilitätsdaten, können Umweltinnovationen hervorbringen, nachhaltige Geschäftsmodelle ermöglichen und effektivere Klimaschutzmaßnahmen fördern.

Weitere Informationen unter www.bitkom.org.

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