Generic filters
FS Logoi

KI: BASF und TU Berlin bringen Machine Learning in die Chemie

BASF und die Technische Universität Berlin haben eine enge Zusammenarbeit im Bereich „Maschinelles Lernen“ vereinbart. Ziel des gemeinsamen „Berlin based Joint Lab for Machine Learning“ (BASLEARN) ist es, für grundlegende chemische Fragestellungen zum Beispiel aus der Prozess- oder Quantenchemie praktikable neue mathematische Modelle und Algorithmen zu entwickeln.

von | 04.11.20

Eine Fläche von rund 64.000 Quadratmetern - das entspricht 13 Fußballfeldern - umfasst der Steamcracker II, die größte einzelne Anlage am Standort Ludwigs¬hafen der BASF. Der Cracker ist auch das "Herzstück" der Verbundproduktion. Seit 1981 ist dieser Gigant in Betrieb und spaltet unter Zusatz von Wasserdampf bei etwa 850 Grad Celsius Rohbenzin auf. Dabei entstehen im wesentlichen Ethylen und Propylen, beides unverzichtbare Grundstoffe für die Herstellung vieler Produkte in Ludwigshafen.

Als ein wesentlicher Teil der Kooperation unterstützt die BASF in den kommenden fünf Jahren die Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Klaus-Robert Müller, Professor für Maschinelles Lernen und Sprecher des „Berlin Center for Machine Learning“ an der TU Berlin, mit insgesamt über 2,5 Millionen Euro.
Maschinelles Lernen gilt heute als ein wesentlicher Pfeiler der Künstlichen Intelligenz. Ziel ist es, durch die Analyse von großen Datenmengen Muster und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und Modelle zur Vorhersage zu entwickeln, die sich anhand ihrer Ergebnisse selbstständig optimieren. Systeme zur Spracherkennung oder für autonomes Fahren sind Anwendungsbeispiele aus dem Alltag für solche maschinellen Lernverfahren.
„Für Maschinelles Lernen gibt es keine fertige Software“, so Dr. Bruno Betoni, bei BASF verantwortlich für BASLEARN. „Unser Ziel ist es, neue Grundlagen des Maschinellen Lernens für ganz konkrete Anwendungen in der Forschung zu entwickeln.“ Die Expertise auf diesem Gebiet sei an der TU Berlin sehr groß, so Betoni weiter. Er ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit beide Partner einen wichtigen Schritt voranbringt.
Löslichkeit und Alterungsprozesse sollen erforscht werden
„Die Kooperation mit der BASF bringt uns enorme Vorteile“, sagt auch Müller: „Wir bekommen durch die Zusammenarbeit Zugriff auf eine große Menge realer, hochkomplexer Daten und können damit neuartige Algorithmen entwickeln. Die wissenschaftlichen Fragestellungen bei der BASF sind überaus interessant und vielschichtig. Solche Herausforderungen aus der Praxis ergeben neuartige grundsätzliche Forschungsfragen für das maschinelle Lernen, die man sich als Theoretiker am grünen Tisch kaum ausdenken könnte.“
Die Anwendungsbereiche für Maschinelles Lernen reichen von biologischen Systemen über die Material- und Wirkstoffforschung sowie die Laborautomatisierung bis hin zu dynamischen Prozesssystemen. Konkrete Beispiele, die in den gemeinsamen Forschungsarbeiten behandelt werden sollen, sind unter anderem die Löslichkeit von komplexen Mischungen oder Farben sowie auch Alterungsprozesse von Katalysatoren vorherzusagen.
„Das hört sich zunächst nicht sehr kompliziert an, ist es aber leider doch. Beispielsweise kennen wir sicherlich die Löslichkeit einzelner Stoffe und einfacher Mischungen. Wenn man aber mehrere Komponenten in einer Formulierung hat, sieht die Sache schon anders aus“, so Schultze. „Je mehr Daten wir verwenden und je besser angepasst ein Lernmodell ist, desto besser sind seine Vorhersagen, desto effizienter können wir wiederum im Labor arbeiten und desto schneller kommen wir gemeinsam ans Ziel“, ist Schultze überzeugt.
„Mathematische Modelle können natürlich auch Laborroboter steuern und damit Versuche durchführen“, ergänzt Schultze ein weiteres Anwendungsbeispiel. So könnten Roboter Routinearbeiten oder den Umgang mit Gefahrstoffen übernehmen wie zum Beispiel bei einer Reaktorreinigung.
Gemeinsames Labor seit 2011
Die Zusammenarbeit der BASF mit der TU Berlin hat bereits gute Vorbilder: Seit 2011 betreiben beide ein gemeinsames Labor auf dem Gelände der TU Berlin, das die Grundlagen der heterogenen Katalyse für den Rohstoffwandel erforscht. Auch das BASLEARN ist nicht die erste, aber die umfangreichste Kooperation, die BASF mit externen Wissenschaftler*innen im Bereich Künstlicher Intelligenz schließt.
Auch mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) oder der Stanford University arbeitet das Unternehmen bereits zusammen. „Berlin ist in Deutschland eine der wichtigsten Adressen für Maschinelles Lernen“, so Betoni. „Die TU Berlin baut mit dieser Kooperation ihre Spitzenposition im Bereich künstlicher Intelligenz weiter aus“, ergänzt Müller. Die Kooperation zwischen der BASF und der Technischen Universität Berlin könnte als Keimzelle für weitere Innovationen und Ausgangspunkt für Kooperationsmöglichkeiten mit hoch innovativen Start-ups dienen.

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Radar-Füllstandsensoren für Prozessautomatisierung
Radar-Füllstandsensoren für Prozessautomatisierung

Die seit 2020 erhältliche BASIC-Serie der VEGAPULS-Radarsensoren von VEGA wurde entwickelt, um kompakte, wirtschaftliche und robuste Füllstandmesslösungen anzubieten. Die Sensoren finden in der Prozessautomatisierung Anwendung und sollen sich durch einfache Installation und Bedienung auszeichnen.

mehr lesen
26. VDI-Kongress AUTOMATION diskutiert Technologie-Trends
26. VDI-Kongress AUTOMATION diskutiert Technologie-Trends

Erkenntnisse, die im vergangenen Monat noch aktuell waren, sind heute bereits wieder überholt: Die Geschwindigkeit, mit der Generative Künstliche Intelligenz sich weiterentwickelt und Prozesse verändert, beeindruckt auch die Fachwelt der Mess- und Automatisierungstechnik. Auf dem 26. VDI-Kongress AUTOMATION am 1. und 2. Juli in Baden-Baden diskutierte die Community über Technologie-Trends, Transformationen und Perspektiven einer „Human-centric Automation“.

mehr lesen
Holzwespe verhilft Oliver Schwarz zum Award
Holzwespe verhilft Oliver Schwarz zum Award

Das Projekt „KMUmanoid” des Fraunhofer IPA zielt darauf ab, den Einsatz humanoider Roboter im Mittelstand zu fördern. Trotz der Fortschritte in der Entwicklung humanoider Roboter und ersten Praxistests in großen Firmen haben kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bisher kaum Zugang zu diesen Technologien.

mehr lesen
VDI-Studie: Generative KI verändert das Ingenieurwesen
VDI-Studie: Generative KI verändert das Ingenieurwesen

Generative KI hält zunehmend Einzug in das Ingenieurwesen – mit spürbaren Auswirkungen auf Arbeitsprozesse, Rollenbilder und Ausbildung. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat im Rahmen einer aktuellen Studie Potenziale und Risiken beleuchtet und konkrete Handlungsempfehlungen formuliert.

mehr lesen
Digitaltag: Digitale Demokratie im Fokus
Digitaltag: Digitale Demokratie im Fokus

Mehr als 2.500 Aktionen und über 5.000 Stunden Programm: Zum sechsten Mal hat der Digitaltag Menschen in ganz Deutschland für digitale Themen begeistert und einen zentralen Beitrag zur Förderung digitaler Teilhabe geleistet. Ein besonderer Fokus lag dieses Jahr auf dem Thema Digitale Demokratie. In zahlreichen Aktionen wurden Angebote zur digitalen Bürgerbeteiligung vorgestellt und über den Umgang mit Risiken wie Hassrede und Fake News diskutiert.

mehr lesen

atp weekly

Der Newsletter der Branche

Ihr kostenfreier E-Mail-Newsletter für alle Belange der Automatiserung.

Sie möchten das atp magazin testen

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen das atp magazin kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03