Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, beschreibt seine Hoffnung für das neue Jahr.
Dichter Nebel voraus
Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres. Wie immer fragt man sich, was wohl kommen mag, denn ehrlich gesagt ist die Zukunft wie ein dichter Nebel, durch den man nur ein paar Meter weit sehen kann. In diesem Jahr hätte ich bei all den brennenden Fragen besonders gern ein Orakel zur Hand.
In der Welt:
- Werden die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten enden, und wenn ja, wie?
- Werden die Dekarbonisierung und die Kreislaufwirtschaft endlich energisch angegangen?
In Deutschland:
- Wird es nach der Wahl eine stabile Regierung geben, die die Probleme löst und die im Wahlkampf gemachten Versprechen auch nur ansatzweise umsetzt?
- Wird die Industrie weiter erdrosselt, werden die Probleme auch im neuen Jahr ausgesessen?
- Werden mit der Digitalisierung wirklich mal Prozesse verbessert und Geld verdient?
Ich habe mein erstes Weekly des Jahres 2024 nochmal hervorgeholt und geschaut, was ich für das vergangene Jahr erwartet habe. In allen drei dort genannten Bereichen – der Modularisierung, der standardisierten Connectivity zur Ermöglichung von Informationsflüssen und der Digitalisierung – ist es im vergangenen Jahr deutlich vorangegangen. Es gibt bessere Standards, verfügbare Geräte, wachsende Ökosysteme. Wir sind auf einem guten Weg.
Tempo, Tempo!
Aber wir haben uns gerade erst warmgelaufen. Der eigentliche Wettlauf, der Gipfelanstieg, der freie Ozean liegen noch vor uns. Und – ich sage das ganz hart – mit unserem jetzigen Tempo werden wir nicht vorne mit dabei sin.
Wir Deutschen haben mal wieder die richtigen Ideen gehabt und prima Konzepte erarbeitet. Aber gewinnen wird nicht der bessere, sondern der schnellere. Wer die entwickelten Technologien am schnellsten anwendet und wer am flexibelsten ist, macht am Ende das große Geschäft. Das haben wir bei der Erfindung des Computers, bei Kameras, beim Video-2000-Format, beim Transrapid, bei der Photovoltaik und vielen anderen Technologien erlebt. Und es wiederholt sich aktuell bei Windkraftanlagen und Autos.
Zeitenwende oder Zeit zu Ende?
Mein großer Wunsch für das Jahr 2025 ist deshalb, dass wir schneller werden. Bei den Lösungsanbietern, bei den Anlagenbetreibern, bei den Verbänden. Der Begriff „Zeitenwende“ wurde Anfang 2022 geprägt, seitdem ist viel Zeit vergangen aber nur wenig Wende passiert.
Ich drücke uns den Daumen und wünsche Ihnen viel Erfolg, dass die Zeitenwende gelingt, bevor die Zeit zu Ende ist. Und denken Sie immer dran: Automatisierung ist kein Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung: Nur automatisierte Anlagen sind kostengünstig, effizient und ermöglichen hohe Qualität! Und ohne Automation gibt es keine Daten und auch keine Datenökonomie.
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting