Jonas Völker, Redaktionsleiter des atp magazins, nimmt Sie mit auf eine Märchenreise und erklärt, was digitale Geschäftsmodelle und das atp magazin 10/2024 damit zu tun haben.
„Es war einmal …
… eine Industriebranche, die noch viel mehr erreichen wollte, als sie es ohnehin schon tat. Dank neuer technologischer Möglichkeiten versuchte sie angestrengt, neue Geschäftsfelder zu erschließen und ihr Hardware-Portfolio um digitale Services zu erweitern. Doch so sehr sich die Branche auch anstrengte, es schien, als ob sie kaum von der Stelle kam.“
Zugegeben, so oder so ähnlich hätten es die Gebrüder Grimm vielleicht vor über 200 Jahren nicht formulieren können und vermutlich haben Sie schon erraten, um welche Branche es hier geht. Richtig: die Automatisierung.
Denn schon seit dem offiziellen Start der digitalen Transformation vor mehr als zehn Jahren arbeitet sich die Automatisierung stetig weiter vor in Richtung des Zielbilds Industrie 4.0 und einer vollständig vernetzten Produktion. Die Grundlagen dafür wurden immerhin bereits gelegt und auch die Potenziale sind schon am Horizont zu erkennen. Bei digitalen Geschäftsmodellen allerdings liegt die Automatisierung weit hinter den üblichen Hyperscalern und Cloudanbietern zurück. Die Transformation scheint hier gehörig an Fahrt zu verlieren.
Aber stimmt das? Und wenn ja, warum?
Die bekannten Baustellen
Woran es bei digitalen Services hapert, ist wohlbekannt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier mal ein paar Denkanstöße:
- Vollumfängliche Datenerhebung und -Versendung: In einigen Sektoren wie etwa der Prozess- und Verfahrenstechnik sind analoge Signale noch heute Stand der Technik. Die Datenautobahnen lassen noch auf sich warten.
- Einheitliche und interoperable Datenmodelle: Noch immer geistern in der produzierenden Industrie verschiedene Datenmodelle umher, die in einigen Fällen nur eingeschränkt interoperabel sind.
- Vernetzung von OT und IT: Die IT/OT-Convergence ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Die Anzahl der „Datenbrücken“ zwischen den Welten ist auch weiterhin ausbaufähig und verhindert eine tiefergehende Datenauswertung in IT-Systemen.
- (KI-basierte) Datenauswertung: Ohne eine heute zunehmend KI-basierte Auswertung bringen die tollsten Daten nichts. Viele Unternehmen können zwar schon aussagekräftige Daten sammeln, lagern sie aber mehr auf Daten-Deponien, als sie wirklich nutzen zu können.
- Datenökosysteme: Immer mehr Unternehmen bieten offene Plattformen an, um Daten und Wissen zu teilen, in großen geförderten Projekten wie etwa den X-Projekten werden entsprechende Ökosysteme erforscht und aufgebaut. Aber am Ende müssen diese Entwicklungen auch genutzt werden.
Bleiben digitale Services ein Märchen?
Nein, wie das aktuelle atp magazin 10/2024 zur SPS 2024 eindrucksvoll zeigt. Auf dem Cover der Ausgabe sehen Sie Sterntaler, die im gleichnamigen Märchen am Ende die Früchte ihrer Arbeit (übrigens des Teilens!) erntet und die vom Himmel fallenden Sterne sammelt. Ähnliche Aufbruchsstimmung ist auch in der Automatisierungsindustrie zu spüren. Immer mehr Unternehmen bieten neue digitale Services an und probieren Neues aus. Sie kommen vom „Wir sollten mal“ zum „Jetzt tun wir’s endlich“, wie Thomas Tauchnitz es an dieser Stelle in der vergangenen Woche treffend formulierte.
Deutlich wird dabei immer mehr: Ohne Kollaboration und Co-Creation wird es nicht gehen, wie Frank Notz, Vorstandsmitglied bei Festo, und Steffen Winkler, Vertriebsleiter der Business Unit Automation & Electrification Solutions bei Bosch Rexroth, im Interview deutlich machen.
Entscheidend für den Erfolg digitaler Services ist ebenso ein „Ökösystem Interoperabilität“, wie Andreas Faath, Abteilungsleiter des VDMA-Fachbereichs Machine Information Interoperability (MII) feststellt.
Darüber hinaus gibt es wie gewohnt spannende begutachtete Hauptbeiträge:
- Integration von Künstlicher Intelligenz in die Produktion:
Vom Konzept zur Realisierung, Teil 1: Entwicklungsmethodik - Systems Engineering in der Entwicklung Digitaler Zwillinge
Teil 1: Grundlagen - Concept Maps in der Automatisierungstechnik Zusammenhänge verstehen am Beispiel AT@Industrie 4.0
- Generierung gekoppelter Materialflussmodelle. Einheitliche Basis für Materialfluss in der VIBN
Aber auch, wenn digitale Services vorerst für Sie noch etwas märchenhaft klingen sollten, bedenken Sie: in der Regel gehen Märchen ja gut aus.
Jonas Völker
Redaktionsleiter atp magazin
atp-redaktion@vulkan-verlag.de