Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, erklärt, warum nur durchgeführte Digitalisierungsprojekte wirklich satt machen.
Rätselfrage: Was haben Kochrezepte, Reiseführer und Karten-Apps gemeinsam?
Antwort: Sie helfen einem bei der Planung und Durchführung, aber sie machen nicht satt, schenken keine Reiseerfahrungen und ersparen nicht das Wandern.
Kai Garrels nutzte diesen Einstieg am 23. September bei den IDTA Tech Days in Frankfurt. Sein Vortrag stand unter dem treffenden Titel „Stop reading cookbooks – begin your digital journey today!” Allein auf Amazon sind auf Anhieb 20 Bücher über die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten zu finden. Aber satt wird man nur durch die Umsetzung. Dieser Weekly gibt wichtige Punkte des Referats wieder.
Digitalisieren wollen doch alle, vom CIO (Chief Information Officer) bis hinunter zum Handwerker, der Dokumente nicht suchen will und den Papierkrieg lästig findet. Aber wir wissen ja: Keine Zeit, fehlendes Wissen, Silo-Denken, Angst vor Computerausfällen und Datensicherheit, mangelhafte Zusammenarbeit. Gründe, nichts zu tun, gibt es immer.
Wie oben auf dem Bild zu erkennen ist, betrifft Digitalisierung drei Bereiche:
- Digitalisierung der Kundenschnittstelle: Welche Bedürfnisse haben die Kunden, was kann ich über sie lernen, in welcher Situation sind sie?
- Digitalisierung der internen Prozesse: Was kann automatisiert werden, wo wird Geld verschwendet, wie können wir effektiver werden?
- Digitalisierung des Angebots für den Kunden: Welche digitalen Services kann ich anbieten, wie können unsere Produkte und Angebote besser werden?
Jetzt könnten Sie denken, Sie fangen einfach mit einem dieser Bereiche an und arbeiten sie Stück für Stück ab. Doch das geht nicht, weil sie zusammenhängen:
- Sie können nur dann Dienstleistungen anbieten, wenn Sie die internen digitalen Voraussetzungen haben.
- Sie können nur dann Produkte verbessern, wenn Sie sehen, wie sie sich beim Kunden bewähren.
- Sie können nur dann effizienter werden, wenn Sie elektronische Datenflüsse haben.
Und bei all diesen Dingen geht es nicht nur um Geld, sondern auch um andere Werte: Um Menschen, Fachwissen, soziale Verantwortung, das Einhalten von Regelungen.
Digitalisierung ist kein Sonntagsspaziergang
Schon technisch ist das kein Sonntagsspaziergang. Aber die Organisation kann noch viel lähmender sein. Wie kommen Führungskräfte vom „Wir sollten mal“ zu „Jetzt tun wir’s endlich“? Wie schaffen Sie sich gemeinsame Ziele, eine gemeinsame Sprache? Wie füllen Sie die fehlende Kompetenz? Und wie organisieren Sie das so, dass das Projekt nicht auf halber Strecke einschläft? Welche niedrig hängenden Früchte können Sie früh ernten, damit Sie auf dem Weg nicht verhungern?
Sie sehen: Einfach ist das alles nicht. Es soll ja auch Menschen geben, die lieber Kochbücher lesen als in die Küche gehen. Aber vorankommen werden sie so nicht.
Also: Herd anschalten oder Wanderschuhe anziehen und auf geht’s! Und falls Sie unterwegs nicht weiterwissen: Es gibt draußen schon viele Menschen, die schon früher gestartet sind und Ihnen helfen können.
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting