Generic filters
Exact matches only
Search in title
Search in excerpt
Search in content
FS Logoi

Pflicht und Chance

Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, berichtet von zwei Veranstaltungen des ZVEI.

von | 28.11.24

Prof. Dieter Wegener stellte die Pflichten und Chancen in seinem Vortrag anschaulich vor.

Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, berichtet von zwei Veranstaltungen des ZVEI.

Die Pflicht

In dieser Woche fanden in Frankfurt beim ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) zwei sehr wichtige Tagungen statt: Am Montag (25.11.) die zweite „ZVEI Digitalkonferenz“ und am Dienstag das zweite „ZVEI Forum DPP4.0“, wobei DPP für den Digitalen Produktpass steht. Ausführliche Berichte werden in den folgenden Ausgaben des atp magazins erscheinen. Es sind auch weitere atp weeklys zu einzelnen Themen geplant, ich will Ihnen aber schon vorab einen aktuellen Überblick geben.

Insgesamt gibt es im Bereich der Digitalisierung einen „Regulierungs-Tsunami“, für den wir einige Abkürzungen lernen müssen. Das betrifft:

  • Die ESPR (Ecodesign for Sustainable Product Regulation) ist im Juli 2024 in Kraft getreten. Sie hat das Ziel, dass nur noch nachhaltige Produkte auf den Markt gelangen. In einem Digitalen Produktpass (DPP) sind Informationen über das Produkt anzugeben, beispielsweise dessen CO2-Fußabdruck, Energieeffizienz, Eignung für Reparaturen und Wiederverwendung. Betroffen sind auch Produkte der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Elektronikgeräte. Allerdings steht noch nicht fest, ab wann die Regelung für diese Produktgruppe gilt. Aber auch, wer nicht direkt betroffen ist, kann indirekt eingebunden sein: Die Teilnehmer berichten, dass Kunden auch heute schon nach dem CO2-Fußabdruck fragen und auf den Einsatz wiederverwendeter Materialien Wert legen. Oder sie sind indirekt betroffen als Zulieferer für bereits betroffene Produkte.
  • Der AI Act ist seit August 2024 in Kraft. KI-Anwendungen werden in drei Risikokategorien („Inakzeptabel“, „Hoch“ und „Gering“) eingeteilt. AI mit inakzeptablem Risiko ist verboten (z. B. die Beurteilung von Personen oder die Nutzung für manipulative Zwecke), für AI mit hohem Risiko sind umfangreiche Forderungen zu erfüllen bezüglich Risikomanagement, Datenspeicherung, Dokumentation, Schulung und Qualitätssicherung.
  • Der CRA (Cyber Resilience Act) wurde jetzt im November veröffentlicht, die Uhr tickt also. Er enthält Anforderungen für alle Produkte mit digitalen Elementen. Schon im Design sind Schwachstellen hinsichtlich der IT-Sicherheit zu identifizieren und zu vermeiden. Während der Nutzungsdauer sind neu erkannte Schwachstellen zu melden und eine kostenfreie Behebung bereitzustellen. Je nach Produktklasse unterliegen die Systeme einer Selbstkontrolle oder erfordern externe Prüfungen.
  • Während sich der CRA an die Hersteller der Produkte wendet, gilt die Richtlinie NIS 2.0 (Netzwerk- und Informationssicherheit) für alle Unternehmen und Institutionen. Sie wird im März 2025 in Kraft treten. Es geht um das Cyber-Risikomanagement, um Überwachung, den Umgang mit Zwischenfällen und die Sicherstellung der Geschäftskontinuität. Die vom Hersteller bereitgestellten Updates müssen eingespielt werden, je höher das Risiko ist, desto schneller. Definitiv erforderlich hierfür ist, dass Unternehmen die eingesetzte Hard- und Software kennen, um die für sie relevanten Verwundbarkeiten herauszufiltern.

Die Chance

Diese massiven Pflichten führen zu einer ersten Schockreaktion: Wer soll das alles tun? Wie soll man das alles schaffen? Und bezahlt es der Kunde am Ende auch? Allerdings gibt es auch gute Nachrichten:

  • Es gibt gute Werkzeuge, die einem bei der Bewältigung der Aufgaben helfen. Die modular strukturierte Verwaltungsschale enthält zum Beispiel das Teilmodell „Product Carbon Footprint“.
  • Neben den gesetzlich geforderten Daten kann und sollte der DPP auch Zusatzdaten enthalten, die für digitale Geschäftsmodelle genutzt werden können. Insofern zwingt uns der Gesetzgeber zu einer Infrastruktur, die uns außerdem Zusatznutzen ermöglicht.
  • Die Anforderungen lassen sich wirtschaftlich nur mit einer digitalen Kommunikation zwischen den Unternehmen erfüllen. Die Datenräume hierfür (z. B. Manufacturing-X) entstehen derzeit und können ebenfalls nicht nur zur Einhaltung der Regulatorik, sondern für die Datenökonomie verwendet werden.

Machen Sie also aus der Pflicht eine Kür und nutzen Sie die neuen Möglichkeiten nicht nur für die Behörden, sondern auch für Ihre Innovationen und Geschäftschancen!

Wichtig: Bereiten Sie sich vor!

Einen wichtigen Ratschlag gab fast jeder Beitrag: Bereiten Sie sich vor! Eine typische Umsetzungsfrist des Gesetzgebers sind 18 Monate. Niemand ist in der Lage, in 18 Monaten für zigtausend Produkte DPPs zu erstellen, wenn ihm Personal, Know-how oder strukturierte Daten fehlen.

Fangen Sie also lieber heute als morgen an, diese Themen zu bearbeiten. Und gehen Sie in die „Integrationshölle“ und sammeln Sie die Daten aus den verschiedenen Systemen in einer einheitlichen und strukturierten Form ein – am zukunftssichersten in Verwaltungsschalen!

Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

KI-Chip soll Spiking Neural Networks beschleunigen
KI-Chip soll Spiking Neural Networks beschleunigen

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS hat einen KI-Chip für die Verarbeitung von Spiking Neural Networks (SNNs) entwickelt. Der Spiking-Neural-Network-Inferenzbeschleuniger Senna ist von der Funktionsweise des Gehirns inspiriert, besteht aus künstlichen Neuronen und kann elektrische Impulse (Spikes) direkt verarbeiten.

mehr lesen
Leistungsfähige IT-Infrastruktur für Forschende und Studierende
Leistungsfähige IT-Infrastruktur für Forschende und Studierende

Die HSBI hat auf die immer größer werdende Bedeutung von KI reagiert und mit dem vom BMBF geförderten Projekt „yourAI“ eine KI-Infrastruktur aufgebaut. Die Plattform hat die Kapazität, große Datenmengen zu verarbeiten und KIs zu trainieren. Sie bietet Studierenden und Forschenden aller Fachbereiche an der HSBI einen unkomplizierten Zugang zu Rechenpower.

mehr lesen
Die NAMUR-Empfehlung NE178/VoR
Die NAMUR-Empfehlung NE178/VoR

Das Ausnutzen moderner IT-Technologien in Kombination mit bewährten und sicheren OT-Architekturen ist unerlässlich, um marktwirtschaftliche Vorteile zu erkennen und zu nutzen. Dafür muss grundsätzlich Information zwischen den IT/OT-Bereichen sicher ausgetauscht werden.  NAMUR Open Architecture (NOA, NE175) beschreibt eine additive Architektur, um Informationen zwischen den drei Bereichen OT/Kernautomatisierung (CPC), plant specific optimization (psM+O) und central monitoring and optimization (M+O) auszutauschen. 

mehr lesen
Pickroboter: Mehr Intelligenz und Autonomie
Pickroboter: Mehr Intelligenz und Autonomie

Durch den Einsatz von KI-basierten Robotiklösungen erweitert Hörmann Intralogistics sein AutoStore-Portfolio und will so die Effizienz seiner Intralogistikprojekte steigern. Kunden sollen von einer höheren Prozessgeschwindigkeit, mehr Flexibilität und einer noch effizienteren Lagerlogistik profitieren.

mehr lesen
Made in Germany: Robotik und KI-Conference
Made in Germany: Robotik und KI-Conference

Vom 13. bis 15. März 2025 treffen sich die führenden deutschen Robotik- und KI-Fachleute auf der vom Robotics Institute Germany (RIG) organisierten „1st German Robotics Conference“ in Nürnberg. Im Mittelpunkt: Vorträge sowie interaktive Präsentationen zu den neuesten Trends in der Robotik, Forschungs- und Industrie-Panels sowie Robotik-Demos.

mehr lesen

atp weekly

Der Newsletter der Branche

Ihr kostenfreier E-Mail-Newsletter für alle Belange der Automatiserung.

Sie möchten das atp magazin testen

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen das atp magazin kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03