Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, berichtet über das Thema „Datenökonomie“ von der 2. ZVEI-Digitalkonferenz.
Seit einem Jahr gibt es im ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) die Plattform „Digital Ecosystems and Smart Services“ (DESS), geleitet von Angelina Marko. Diese hat vier Arbeitsbereiche:
- Daten und Data Spaces
- Digitaler Produktpass (DPP)
- Cybersicherheit
- Künstliche Intelligenz (KI)
Wie bereits im atp weekly vom 28.11. berichtet, veranstaltete diese Plattform am 25.11. die 2. Digitalkonferenz des ZVEI. In diesem Weekly berichte ich über mehr Details zum Thema „Data Spaces“, die in vielen Vorträgen eine Rolle spielten.
Wozu brauchen wir überhaupt Data Spaces?
Aber warum sind Data Spaces überhaupt notwendig? Ist die Aufgabe, die firmeninternen Daten zusammenzuklauben, nicht groß genug? Die Antwort der Referenten war klar: Digitale Geschäftsmodelle funktionieren nur, wenn man über die Firmengrenzen hinweg Daten austauschen kann.
Denn egal ob Sie einen Schaltschrank planen oder eine Küche: Sie benötigen Daten von Komponentenlieferanten. Eine flexible Lieferkette und damit eine erhöhte Resilienz erfordern außerdem transparente Informationsflüsse. Ebenso sind innovative Geschäftsmodelle wie z. B. eine automatische Ersatzteillieferung, Ferndiagnose oder Serviceverträge nicht ohne Automatisierung denkbar.
Und richtig erfolgreich sind diese Möglichkeiten nur, wenn sie leicht zu skalieren sind, also nicht für jeden Kunden und Lieferanten neu implementiert werden müssen. Denken Sie an Ihr Smartphone: Sie laden eine App herunter, zahlen ggf. die Gebühr und legen los – egal ob es 100 oder 100.000 Teilnehmer gibt.
Referate zum Thema Data Spaces
- Svenja Falk (Universität Gießen) betonte, dass Datensysteme die Grundlage für „Operations Excellence“ in Unternehmen bilden und sowohl für betriebliche Effizienz als auch für Klimaneutralität essenziell sind. Die Datenwirtschaft trägt 4,2 % zum EU-BIP bei und sorgt für 4,8 % der Beschäftigung. Die wichtigsten Geschäftsmodelle in der Datenökonomie umfassen die Flexibilisierung der Kosten, Produktivitätssteigerung beispielsweise durch prädiktive Wartung und eine Steigerung des Absatzes durch digitale Lösungen und Service-Pakete.
- Angelina Marko (ZVEI), moderierte eine Diskussion über Datenökonomie als Grundlage für KI, Cybersicherheit und den digitalen Produktpass. Ein zentrales Thema ist die Herausforderung, digitale Lösungen von Pilotprojekten auf dem Massenmarkt zu skalieren, was nur mit funktionierenden Daten-Ökosystemen gelingen kann.
- Frank Schnicke (Fraunhofer IESE) stellte das Projekt „Data Space for Everybody“ vor (s. Foto oben). Diese Plattform ermöglicht es Unternehmen, Daten in einem sicheren, skalierbaren Umfeld auszutauschen. Das System nutzt Verwaltungsschalen (AAS), um Daten zu organisieren, Authentifizierung und Identität zu gewährleisten und Submodelle zu erstellen. Es bietet außerdem eine Prototyping-Umgebung, die es ermöglicht, Daten und Anwendungen zu entwickeln sowie auszutauschen. Und ist für IDTA-Mitglieder sogar kostenlos.
- Filip Milojkovic (Materna) präsentierte das Projekt „SmartLivingNEXT“, das ein digitales Ökosystem für den Wohnbereich entwickelt. Es verbindet private Smart-Home-Technologien mit Gebäudeautomation und schafft Übergänge zu anderen Bereichen wie Gesundheit, Mobilität und Energie. Ziel ist es, durch standardisierte Semantik eine effiziente Nutzung von Daten zur Optimierung von Energieverbrauch und -bedarf zu ermöglichen, was den Nutzern zugutekommt.
- Johannes Kalhoff (Phoenix Contact) berichtete über den Use Case „Software-Update“ im Rahmen von Factory-X. Dieser Use Case behandelt die Herausforderung, Software-Updates für Maschinenkomponenten von verschiedenen Herstellern zu gewährleisten. Dies erfordert ein präzises Asset Management und den Austausch von Daten zwischen Komponentenherstellern, Maschinenbauern und Anlagenbetreibern, um einen reibungslosen Update-Prozess sicherzustellen.
Data Spaces treiben Effizienz und Nachhaltigkeit voran
Die Digitalkonferenz war wertvoll, sowohl zur Einführung in das Thema Datenökonomie mit seinen verschiedenen Aspekten – von der Industrie über das Wohnumfeld bis hin zur Maschinenwartung – als auch für einen aktuellen Überblick über die Aktivitäten.
Durch gut gestaltete Daten-Ökosysteme können sowohl Effizienz als auch Kreislaufwirtschaft und CO2-Einsparung vorangetrieben werden. Datenräume sind keine Träume – sie sind nötig und machbar. Lassen Sie sie nicht zum Albtraum werden, indem Sie zu spät starten.
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting