Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, zeigt die Rolle der Automatisierungstechnik in der Kreislaufwirtschaft auf.
Die Kreislaufwirtschaft im atp magazin 8/2024
Seit gut 30 Jahren gibt es ein Abfall- bzw. Kreislaufwirtschaftsgesetz in Deutschland, die EU arbeitet seit 2015 an einem Circular Economy Action Plan, in den USA und in China gibt es entsprechende Arbeiten. An einer Kreislaufwirtschaft kommen wir nicht vorbei, wenn wir die Grenzen dieser Erde berücksichtigen und überleben wollen. Grund genug, die Kreislaufwirtschaft im aktuellen atp magazin 8/2024 zu thematisieren, das Sie in dieser Woche erhalten.
Doch die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft ist komplex – kein Wunder, dass wir schon Verspätung haben. Die Komplexität beginnt bei der Produktentwicklung, die eine Reparatur ermöglichen und eine Weiterverwendung oder ein Recycling ermöglichen muss. Die Kreislaufwirtschaft erfordert eine Produktion, die mit nicht ganz perfekten Rohstoffen aus dem Recycling klarkommen muss. Sie braucht Systeme zur Rücknahme, Wiederaufbereitung, Zerlegung sowie zur möglichst sortenreinen Trennung und schließlich eine Verarbeitung der Rezyklate, die ähnliche Qualitätsanforderungen erfüllt wie bei Rohstoffen. Das alles ist aufwendig, aber wird auf Dauer billiger oder maximal gleich teuer sein wie die aufwendige Gewinnung von Rohstoffen in Bergwerken mit ihrer Aufbereitung und dem Transport.
Auch hier ist die Automatisierungstechnik ein Enabler
Was hat die Kreislaufwirtschaft aber mit Automatisierungstechnik und Digitalisierung zu tun? Viel mehr, als man am Anfang denkt:
- Die Produktentwicklung und -optimierung nach den Kriterien der Kreislaufwirtschaft erfordert durchgehende Engineering-Werkzeuge.
- Die Lebensläufe der Produkte müssen in einem Logbuch dokumentiert werden, realisierbar nur in elektronischer Form.
- Eine Demontage und Sortierung erfordert nicht nur eine hohe Automation, sondern auch Analysenmesstechnik zur Erkennung der Materialien.
- Eine Chemiefabrik mit schwankenden Rohstoffqualitäten erfordert eine flexiblere, möglichst adaptive Automatisierung als bisher.
- All diese Themen werden im aktuellen Heft von verschiedenen Seiten beleuchtet und diskutiert – viel Spaß damit!
Die peer-reviewten Hauptbeiträge
Auch zwei der Hauptbeiträge stehen direkt im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft. Eine Verwaltungsschale stellt die benötigten Daten zum Batterie-Recycling zur Verfügung und der Produktpass einer Anlage enthält ihre Einsätze von Rohstoffen und Energie. Nachfolgend die vollständigen Titel der peer-reviewten Beiträge:
- Data as an enabler for better recycling in a circular economy
- Anlagenpass der Zukunft – Mit KI zum digitalen Produktpass im Anlagenbau
- Verbrauchsprognose im Kfz-Bordnetz mit erklärbarer KI
- Automatische Partitionierung für die virtuelle Inbetriebnahme
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting