Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, blickt auf die AUTOMATION 2024 in Baden-Baden zurück, die in dieser Woche stattfand.
AUTOMATION 2024 – der Leitkongress
Die AUTOMATION 2024 in Baden-Baden wurde ihrem Anspruch, der Leitkongress der Mess- und Automatisierungstechnik zu sein, wieder einmal gerecht. In dieser Woche fand die 25. Ausgabe statt – das ist eine beachtliche Historie, aber auch Verpflichtung. Mit zwei Keynotes, zwei Podiumsdiskussionen, sechs parallelen Workshop-Räumen mit jeweils 15 Referaten, einer Dinner Speech und 24 Ausstellern gab es gefühlt viel mehr Angebote als das Gehirn aufnehmen kann.
Außerdem fand ein Start-Up-Pitch statt, der Preis ging an das Unternehmen assemblean, das Production-as-a-Service anbietet. Die atp awards gingen an Kollegen der BASF und an ein Autoren-Team der RWTH Aachen und Yncoris. Es gab ungefähr 300 Teilnehmende. Rund 40 % der Präsentationen kamen von der Industrie, 60 % von der Hochschule.
Besonders enttäuschend – auch angesichts aktueller Reiserestriktionen – war die geringe Präsenz der Anlagenbetreiber: Lediglich ein Unternehmen aus der Automobil- und drei Unternehmen aus der Prozessindustrie standen auf dem Programm. Zum Abzählen der Teilnehmer aus der Prozessindustrie reichten die Finger an zwei Händen und auch auf Seiten der Lösungsanbieter fiel auf, dass nur wenige Führungskräfte die Reise nach Baden-Baden angetreten hatten. Kongressleiter Prof. Ulrich Jumar ermutigte uns: „Kommen Sie nächstes Jahr wieder und bringen Sie jemanden mit.“ Ich ergänze: Bringen Sie zwei mit, einen Kollegen und eine Chefin!
Im kommenden Jahr findet die AUTOMATION übrigens am 1. und 2. Juli statt. Sie können sich den Termin also schon jetzt in Ihre Kalender eintragen.
AI und Automation
Der Titel der AUTOMATION 2024 lautete „AI beats Automation?“, augenzwinkernd mit einem Fragezeichen, wurde intensiv diskutiert. Klar ist: Ohne Automatisierung, ohne Sensorik und Aktorik und ohne Echtzeitsysteme – sprich: ohne Automatisierung – fehlt der AI im Produktionsumfeld die Grundlage. Aber die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz nehmen derart schnell zu, dass diese ganz sicher eine wichtige Rolle auch in der Automatisierung spielen wird.
Wobei AI sehr viel mehr ist als ChatGPT, denn ChatGPT ist ein Sprachmodell und hat „nur“ die Aufgabe, das im jeweiligen Kontext am besten passende nächste Wort zu ergänzen. Es ist dementsprechend sinnlos, einem Sprachmodell Wissensfragen zu stellen. Künstliche Intelligenz geht aber weit über Sprachmodelle hinaus. Eine Welt ohne KI wird ebenso wenig auszudenken sein wie eine Welt ohne Internet – so die Aussage von Alfons Riek, Festo. Wichtig ist, sie verantwortlich auszugestalten und nicht den freien Marktkräften zu überlassen. Die beste Antwort auf die AI-Frage wurde auf der Dinner Speech von Dennis Iljaitsch, AWS, in die Plenarsitzung eingebracht: „AI powers Automation!“
Weitere Schwerpunkte
Fachliche Schwerpunkte waren neben der sich aus dem Motto des Kongresses ergebenden KI unter anderem:
- Prozessautomation mit Modularisierung, NAMUR Open Architecture, sicherer Anlagenbetrieb sowie Regelung & Optimierung
- Fertigungsautomation mit Product Lifecycle, Engineering und IT/OT
- Verwaltungsschale und Digitale Zwillinge in Prozess- und Fertigungsautomation sowie dazu passende Methoden
- Industrielle Kommunikation, vor allem Ethernet-APL und Mobilfunk
- Energieeffizienz sowie
- Datenräume zur Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette.
Verzeihen Sie mir, dass ich Ihnen an dieser Stelle nicht alle Beiträge im Detail präsentieren kann, aber ich verspreche: Zukünftige atp weeklys werden sicherlich einige Ergebnisse vorstellen und bewerten.
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting