Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, erklärt, was Sie heute schon für den zukünftigen Einsatz der Verwaltungsschale tun können.
Anwendung der Verwaltungsschale vorbereiten
Im Weekly der vergangenen Woche habe ich berichtet, dass mehr und mehr Unternehmen die Unterlagen ihrer Geräte als Verwaltungsschalen (AAS) zum Download anbieten. Das ist der erste Schritt dazu, mittels der AAS endlich einen durchgehenden und konsistenten Informationsfluss in Planung und Betrieb von Anlagen zu implementieren.
Auf der ACHEMA habe ich zusammen mit Joachim Komar, ZETA, den ISPE-Use Case „Instandhaltung mit der Verwaltungsschale“ vorgestellt (über diesen Use Case habe ich im Weekly vom 10. Juni berichtet, die Aufzeichnung des Referates finden Sie hier). Danach fragte mich eine Mitarbeiterin eines großen Pharma-Konzerns: „Herr Tauchnitz, das Konzept der Verwaltungsschale leuchtet mir sehr ein. So direkt nutzbar scheint mir das heute noch nicht zu sein. Aber was kann ich heute schon konkret tun, damit ich mir nichts verbaue?“ Hier ist meine Antwort:
- Kaufen Sie Geräte von Herstellern, die bereits Verwaltungsschalen anbieten (s. atp weekly der vergangenen Woche) oder das öffentlich angekündigt haben.
- Sprechen Sie mit den Herstellern Ihrer Engineering-Systeme und erklären Sie ihnen, dass Sie dringend eine AAS-Schnittstelle benötigen (Sie wollen ja die Daten nicht mehr mit Hand eingeben müssen.)
- Stoßen Sie in Ihrem Unternehmen an, dass ein Konzept für die Speicherung und Nutzung von AAS, sprich eine „AAS-Infrastruktur“, entwickelt wird. Das kann Ihr Unternehmen selbst betreiben (mit Open-Source-Produkten oder Marktlösungen), Sie können sich dabei an der Lösung des Digital Datachain Consortiums orientieren (digitaldatachain.com) oder die Daten auf den Plattformen der Gerätehersteller lassen (geeignet vor allem, wenn Sie nur wenige Hersteller einsetzen).
- Entwickeln Sie Use Cases, durch die in Ihrem Unternehmen mit Hilfe der AAS einfachere, schnellere, fehlerfreiere oder kostengünstigere Prozesse entstehen können. Nehmen Sie die Ineffizienzen wahr und suchen Sie Lösungen.
- Scheuen Sie sich nicht vor Provisorien: Wenn Sie Daten als AAS bekommen, speichern Sie sie auf irgendeinem internen Server, das ist immer noch besser als auf dem Rechner der Projektingenieurin.
Über diese dringenden Punkte hinaus empfehle ich Ihnen
- Verfolgen Sie die Standardisierungsarbeit der IDTA, wo Teilmodelle entwickelt werden. Und arbeiten Sie mit, wenn Sie für Ihre Use Cases noch Informationsmodelle benötigen.
Arbeiten Sie, wenn Sie in einer NAMUR-Mitgliedsfirma beschäftigt sind, im NAMUR AK 1.4 „Verwaltungsschale“ mit. - Lesen Sie das atp magazin und gehen Sie zu Messen und Kongressen, schauen Sie sich gute Lösungen an und denken Sie darüber nach, was daran für Sie nutzbar ist.
- Und denken Sie daran: In wenigen Jahren müssen Sie für alle Produkte Ihres Unternehmens den CO2-Fußabdruck berechnen und angeben können. Und Sie erhalten den Digital Product Passport (DPP) für alle Geräte, die Sie kaufen. Es führt kein Weg an der AAS vorbei!
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting