Mit dem symbolischen Akt eines Spatenstichs setzten die Initiatoren der RWTH Aachen mehr als ein Zeichen. Am Rande des Rheinischen Reviers entsteht eine neue und hochmoderne Forschungslandschaft. Für die Zukunft der Spitzenforschung und für den Verbleib der Hightech-Produktion am Standort Deutschland.
Mit dem CDVP wird Innovation und technische Exzellenz aus den Maschinenhallen und Laboren der Hochschule auf direktem Weg in die Industrie überführt.
Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund fördern das Projekt mit 107 Millionen Euro an Strukturstärkungsmitteln für das Rheinische Revier.
Die bisher höchste Einzelprojektförderung des Landes im Rahmen der Strukturförderung und zugleich auch die höchste Projektförderung an der RWTH Aachen.
„Nordrhein-Westfalen ist ein Hightech-Hotspot mit exzellenten Universitäten! Was hier erforscht wird, kommt schnell in die Praxis. Das neue Center für digital vernetzte Produktion ist ein großartiges Beispiel dafür und ein Meilenstein für Forschung und Transfer im Rheinischen Revier. In Aachen entwickeln Forschende aus Maschinenbau, Informatik, Werkstoffwissenschaften, Elektrotechnik und Betriebswissenschaften gemeinsam Maschinen von morgen, die weltweit eingesetzt werden können. Von der Sahara bis in die Antarktis. Damit schaffen wir nicht nur neue Jobs, sondern stärken auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen“, erklärte Ministerin Mona Neubaur bei der Übergabe des Förderbescheides samt Spatenstich auf dem Campus Melaten.
Ankerprojekt für das Rheinische Revier
Das CDVP ist ein sogenanntes Ankerprojekt. Ankerprojekte sind zentrale, von der Landesregierung ausgewählte Projekte für eine erfolgreiche und beschleunigte Umsetzung des Strukturwandels.
Die Förderung von Bund und Land trägt zu einer Aufwertung des Rheinischen Reviers als neuer Technologie-Standort für produzierende Unternehmen bei.
Der Neubau schafft notwendige Infrastruktur und setzt den Rahmen für zukünftige Projekte in enger Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft.
Die Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsfabrik stellt auf knapp 6400 Quadratmetern Hallen- und Bürofläche ein flexibles Maschinennetzwerk bereit.
Ziel: Entwicklung neuer Daten- und Kommunikationskonzepte für Dienste und Schnittstellen zwischen Menschen, Produktions- und IT-Systemen.
„Die RWTH Aachen ist – auch aufgrund ihres interdisziplinären Ansatzes – federführend bei der Erforschung von Produktionsstätten. Mit unserer Forschungs- und Transferstärke in der digitalen vernetzen Produktion haben wir uns als RWTH mit unseren Netzwerkpartnern und -partnerinnen für das Rheinische Revier und von dort aus auf internationaler Ebene eine Vorreiterrolle erarbeitet. Der Impact aus dem CDVP wird weltweit prägend sein und unsere Stadt und die Region werden von dieser zukunftsweisenden Forschung hier am Campus Melaten profitieren“, erläutert Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen, beim Spatenstich mit Ministerin Neubaur, Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk, Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier und Stefan Bötel von Nickl & Partner Architekten.
Vier Forschungsperspektiven unter einem Dach
In vier Kompetenzfeldern spiegeln sich die akuten Entwicklungsbedarfe der Industrie wider.
Die Forschung an IT-Architekturen und digitalen Plattformen untersucht beispielsweise, wie Daten aus Maschinen im unmittelbaren Umfeld der Produktion effizient und zielführend erhoben und gespeichert, verarbeitet, verdichtet und visualisiert werden.
Ziel ist es, die Produktion dadurch besser zu analysieren und zu steuern. Für Unternehmen besonders wichtig ist der Aspekt, neue und bestehende Anlagen in einem gemeinsamen digitalen Umfeld sicher einzubinden und Maschinendaten mithilfe des Digitalen Zwillings und KI verlustfrei und in Echtzeit über die gesamte Prozesskette hinweg zu nutzen.
RWTH: Einsatz von Assistenz- und Unterstützungssystemen für die alternde Gesellschaft
Für die flexible Vernetzung der Produktionsmaschinen und -anlagen erarbeiten die Forschenden neue Modelle und Algorithmen für die Ermittlung effizienter und ökologisch optimierter Fertigungsrouten.
Durch aktuelle Produktionsdaten und Informationen aus der Fertigungshistorie wird errechnet, welche Maschinenkonfigurationen und Prozessketten sich für die Herstellung und Reparatur eines Bauteils sowohl unter Kosten- als auch Umweltgesichtspunkten am besten eignen.
An der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine untersuchen und verbessern die Forschenden die Interaktion in digitalisierten Produktionsumgebungen.
Dies betrifft die Aus- und Weiterbildung mithilfe neuer Lernmethoden und Qualifizierungsprogramme und der Einsatz von Assistenz- und Unterstützungssystemen für die alternde Gesellschaft.
Die Forschungsergebnisse sollen direkt mit Industriepartnern im Rheinischen Revier erarbeitet und in der Praxis überprüft werden. Damit ist ein unmittelbarer Nutzen auch für kleine und mittlere Unternehmen sichergestellt.
Die Bedarfe der Industrie kennen
Für Ergebnisse aus den drei Kompetenzfeldern der Informations-, Produktions- und Arbeitswissenschaften wollen die Forschenden eigene Bewertungsmethoden und -modelle entwickeln, die die Effizienz der Forschungsarbeiten im CDVP sicherstellen.
Durch die Vernetzung, Erhebung und Rückführung von Daten auf allen Ebenen des laufenden Betriebs, verspricht die neue Forschungseinrichtung neue technische Möglichkeiten für die angewandte Produktionsforschung.
Damit der Transfer der Forschungsergebnisse in die Industrie gelingt, wird das CDVP gezielt mit Unternehmen im Rheinischen Revier kooperieren. Wichtig: Gemeinsam mit den produzierenden Unternehmen die richtigen Geschäftsmodelle für eine zukünftige Datenökonomie entwickeln.
Das erklärte Ziel: Die exakten Bedarfe der Industrie erkennen und passende Angebote für Forschung und Entwicklung platzieren. Und: Erkenntnisse aus den gemeinsamen Projekten in die industrielle Anwendung bringen