Zwei Projekte des Fraunhofer IAO bieten neue Ansätze, um Nutzenden mehr Kontrolle über die Verwendung ihrer Daten zu geben. Beteiligt sind außerdem das IAT der Universität Stuttgart sowie weitere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Die Ergebnisse wurden am 9. Oktober beim Symposium “Digitale Souveränität und Datenschutz” in Stuttgart vorgestellt.
Ergebnisse wurden nun präsentiert
Bei der Nutzung von Internet-Plattformen und Apps wissen Nutzende oft wenig oder gar nicht, worauf sie sich einlassen. Wie gelingt es einerseits Anbietern von Apps oder Internet-Plattformen, privatsphärenfreundliche Geschäftsmodelle zu entwickeln und andererseits Nutzerinnen und Nutzern, ihre personenbezogenen Daten besser zu schützen? Antworten auf diese Fragen hat das Fraunhofer IAO mit seinen Partnern in den Projekten TESTER und PERISCOPE erarbeitet.
Bei so gut wie jedem Webseitenaufruf erscheint heutzutage die Aufforderung, der Datennutzung zuzustimmen, sie abzulehnen oder die Präferenzen festzulegen. Doch was genau der Klick auf „Akzeptieren“ bedeutet und bewirkt, erschließt sich meist nicht und sorgt höchstens für ein ungutes Gefühl. Was passiert mit meinen Daten im Hintergrund, welche Tore öffne ich für die Weiterverarbeitung zu welchen Zwecken?
Firmen- und Nutzerinteressen bezüglich Daten vereinen
In vielen Fällen benötigen die verantwortlichen Firmen bestimmte Nutzerdaten, um ihre Leistung für die Nutzenden erbringen zu können. Zugleich hegen diese Sorgen bezüglich der Verwendung ihrer Daten. Um beide Seiten in ihren Anliegen zu unterstützen, hat sich das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart sowie weiteren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengetan.
In den vergangenen drei Jahren haben sie im Rahmen von zwei Projekten erforscht, wie es gelingt, Firmen bei der gesetzeskonformen Nutzung personenbezogener Daten zu unterstützen, und gleichzeitig ihren Kundinnen und Kunden mehr Transparenz und einfache Möglichkeiten zur Intervention zu geben. Als Projektkoordinator hat das Fraunhofer IAO in Studien und Befragungen die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer eingebracht. Denn neben rechtlichen und technischen Aspekten ging es vor allem darum, die so genannte User Experience, also das Erlebnis der Interaktion, so zu gestalten, dass Nutzende stets die Kontrolle über die eigenen Daten behalten.
„Die Menschen wünschen sich nutzerfreundliche Lösungen wie zum Beispiel ein Ampelsystem, das auf einen Blick erkennbar macht, ob ihre Daten ihren Präferenzen entsprechend genutzt werden“, sagt Rachelle Sellung, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IAO.
TESTER: Die eigenen Daten im Blick
Besonders sensible persönliche Daten werden in Gesundheits-Apps erfasst und verarbeitet. Die Forschenden des Verbundprojekts TESTER (kurz für „DigiTalE SelbsTvERmessung selbstbestimmt gestalten“) haben sich mit der Actimi GmbH, die eine Plattform für Gesundheitsdaten anbietet, zusammengetan. Gemeinsam haben sie einen Privacy-Assistenten entworfen, der den selbstbestimmten Umgang mit Daten aus der Selbstvermessung unterstützt. Damit können die Nutzenden der App stets im Auge behalten, welche Daten wo gespeichert sind und zu welchem Zweck sie verarbeitet werden, und sich gegebenenfalls einmischen, wenn sie einen restriktiveren Umgang mit ihren Informationen wünschen.
PERISCOPE: Datenschutzkonforme Geschäftsmodelle für KMU
Das Projekt PERISCOPE („Privatsphärenfreundliche Geschäftsmodelle für die Plattformökonomie“) unterdessen hat sich zum Ziel gesetzt, den Privatsphärenschutz entsprechend der hohen europäischen Standards für datengetriebenen Plattformgeschäftsmodelle umzusetzen. Das im Projekt entwickelte DSGVO-konforme Betroffenenrechte-Managementsystem unterstützt beispielsweise Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, privatsphärenfreundliche Geschäftsmodelle zu realisieren.
Am 9. Oktober sind die Projekte und ihre Ergebnisse auf dem Symposium „Digitale Souveränität und Datenschutz“ in Stuttgart vorgestellt worden. Interessierte hatten hier auch die Möglichkeit, die entwickelten Lösungen anhand von Demonstratoren selbst auszuprobieren.