NAMUR, ZVEI, ProcessNet und VDMA informieren in einem aktuellen Statusbericht gemeinsam über den Stand der Entwicklungen des Module Type Package (MTP) und der NAMUR Open Architecture (NOA).
MTP und NOA weisen den Weg zu offenen Architekturen
Die Akronyme MTP und NOA bestimmen seit einigen Jahren die Diskussion, egal wann und wo Prozessautomatisierer und Anbieter von Automatisierungstechnik zusammenkommen. Das Module Type Package gilt als unverzichtbar, um die Forderung nach flexiblen verfahrenstechnischen Produktionsanlagen erfüllen zu können.
NAMUR Open Architecture wiederum erschließt den Betreibern endlich die sogenannten „gestrandeten Daten“ und damit wichtige Informationen über den Zustand ihrer Anlagen. Darüber hinaus soll es künftig zum wichtigen Werkzeug auf dem Weg in die Industrie 4.0 werden. Beide Konzepte haben eines gemeinsam: Sie machen die Prozessindustrie zukunftsfähig. Und noch etwas: Beide sind reif für den Einsatz.
Erste Maschinen- und Anlagenbauer bieten MTP-Module an
Die Märkte der Prozessindustrie werden immer volatiler. Neue Produkte kommen in rascher Folge auf den Markt. Damit verbunden ändern sich die Anforderungen an die Produktion. Während früher Anlagen nahezu unverändert über Jahrzehnte betrieben wurden, unterliegen sie heute einem ständigen Anpassungsprozess. Ein modularer Aufbau unterstützt dies. Er erleichtert Prozessänderungen und –erweiterungen; neue Anlagen lassen sich aus bestehenden und zusätzlichen Modulen nach dem Baukasten–Prinzip zusammenstellen. Eine solche Flexibilität bringt neue Anforderungen an die Prozessautomatisierung mit sich.
Um diese zu erfüllen, arbeiten die Nutzerorganisation NAMUR und die Herstellerorganisation ZVEI seit 2014, ab 2017 unter Mitwirkung von ProcessNet und VDMA, gemeinsam an einem Konzept zur herstellerübergreifenden Beschreibung der Automatisierung von Prozessmodulen sowie einer übergeordneten Automatisierungsebene zu deren Einbindung und Orchestrierung. Ein zentrales Element dabei bildet das Module Type Package (MTP). Die Standardisierung dieser herstellerunabhängigen Schnittstelle ist inzwischen weit fortgeschritten. Die nötigen Tools sind verfügbar. Erste Maschinen– und Anlagenbauer bieten Module mit MTPs an, die sich nahtlos in die Prozessautomatisierung integrieren lassen. Weitere Forderungen erwachsen aus der Digitalisierung und ihren Möglichkeiten, die Produktionskosten zu reduzieren und die Anlageneffizienz zu erhöhen.
Fünf NAMUR-Empfehlungen zu NOA
Dazu trägt eine gesteigerte Datentransparenz bei, bei der neben den Kernprozessdaten auch die sogenannten Vitaldaten und andere Zusatzinformationen erschlossen werden. Viele davon werden von modernen Feldgeräten in den Anlagen erzeugt. Es war jedoch bisher mit hohem Aufwand verbunden, diese auch zu nutzen. Die NAMUR Open Architecture (NOA) bietet einen leicht gangbaren Weg und behebt zugleich das Problem, dass dabei der Kernprozess nicht beeinträchtigt werden darf. Dieser bleibt unangetastet; die Zusatzinformationen werden über einen zweiten, sicheren Datenkanal abgegriffen. Die zunächst von der NAMUR propagierte Idee wurde inzwischen mit Unterstützung zahlreicher Anbieter von Automatisierungskomponenten und –systemen weiterentwickelt und in fünf NAMUR–Empfehlungen überführt.
Beide Konzepte sind nun weitestgehend marktreif. MTP und NOA sind als zwei unabhängige Konzepte zu verstehen, die auch gemeinsam zum Einsatz kommen können. Denn nicht nur die Vitaldaten einzelner Feldgeräte kann man dank NOA erfassen. Module, die mit einem NOA–Kanal ausgestattet werden, liefern ebenfalls ihre Vitaldaten an übergeordnete Systeme. Dank der offenen Architektur könnten auch Lieferanten ihre Module über deren gesamten Lebenszyklus begleiten. Daraus erwachsen Möglichkeiten für neue Business–Modelle und eine neue Aufgabenteilung. Während sich Prozessbetreiber auf den eigentlichen Produktionsprozess konzentrieren, greifen Modulhersteller sowie weitere Dienstleister cloud–basiert auf die Asset–Informationen zu und übernehmen Fernwartung oder bieten Services wie Predictive Maintenance. Der Betrieb der modularisierten Anlagen bekommt damit eine höhere Qualität, verbunden mit neuen Chancen für Betreiber und Dienstleister.
Den neuen Statusbericht von NAMUR, ZVEI und VDMA können Sie sich hier kostenfrei herunterladen.